Studie: Das Ende der Wachstumsillusionen im Corporate-Banking
Das Firmenkundengeschäft ist der Hoffnungsträger der Banken in Deutschland. Bis 2020 wollen viele Institute ihre Erträge deutlich steigern – und zwar auf einem Niveau, das über dem Gesamtmarktwachstum liegt. In der Studie „Corporate-Banking: Das Ende der Wachstumsillusionen“ zeigt die Managementberatung Bain & Company, dass diese Pläne nicht in jedem Fall aufgehen werden. Bis 2020, so die Prognose, wächst der Corporate-Banking-Markt im Durchschnitt um rund ein Prozent pro Jahr auf dann rund 28 Milliarden Euro.
Das Profitpotenzial wird nur langsam auf etwa 9,2 Milliarden Euro ansteigen, bei einer schwächeren Konjunktur sei sogar ein Einbruch auf rund acht Milliarden Euro denkbar. „Die goldenen Zeiten im Corporate-Banking sind vorerst vorbei“, erklärt Bain-Partner und Co-Autor Dr. Christian Graf. „Das liegt nicht nur an den dauerniedrigen Zinsen, der Regulierung und neuen digitalen Angeboten. Vielmehr heizen die Banken mit ihren Expansionsplänen den Wettbewerb selbst immer stärker an.“ Bereits jetzt befänden sich die Margen im Kreditgeschäft nahe dem Zehnjahrestief. Dennoch blieben Kredite das „Brot- und-Butter-Geschäft“ im Corporate-Banking; je nach Kundensegment machen sie bis zu zwei Drittel der Erträge aus. Die Hoffnungsträger Transaction-Banking und Corporate Finance werden bis 2020 auf etwa ein Viertel des Corporate-Banking-Marktvolumens kommen.
Die Studie analysiert zudem die Ertragschancen nach Kundengruppen und Regionen. Das größte Potenzial bietet mit etwa 7,4 Milliarden Euro der gehobene Mittelstand, Unternehmen also mit einem Jahresumsatz von 25 bis 250 Millionen Euro. Erstmals untersuchte Bain darüber hinaus die Profitabilität der wichtigsten Produkte im Corporate-Banking. In die Vollkostenrechnung flossen neben den direkten auch alle indirekten Kosten ein, beispielsweise für Produktexperten oder Relationship-Manager. Die Unterschiede seien enorm: Zwischen der Profitabilität der gewinnträchtigsten Produkte, das sind kurzfristige Kredite und Hypothekardarlehen, und des schwächsten Produkts, der Betriebsmittelfinanzierung, liegen 23 Prozentpunkte. Während die Banken mit Krediten und Hypothekardarlehen im Durchschnitt eine Marge von 43 Prozent vor Kapitalkosten erzielen, sind es bei der Betriebsmittelfinanzierung 20 Prozent.
„Ertragswachstum setzt ein systematisches Vertriebsmanagement voraus, um den bestehenden Kundenstamm besser zu durchdringen und Neukunden zu gewinnen“, betont Bain-Partner und Co-Autor Dr. Jan-Alexander Huber. Ursächlich für die Unterschiede in der Produktprofitabilität sei das Kostenmanagement. Einige Banken erzielten mit schlanken, oft digitalen Prozessen hohe Gewinne, während andere noch mit alten Strukturen und manuellen Abläufen kämpften.
„Banken, die überdies ihr Frontend sehr gut mit der übrigen Organisation verzahnen und Abstimmungsprozesse automatisieren, können Entscheidungswege erheblich verkürzen und näher an ihre Kunden heranrücken“, ist Bain-Partner Graf überzeugt. „Ansonsten sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass es auch im Corporate-Banking in absehbarer Zeit keine hohen Ertrags- und Gewinnzuwächse geben wird.“
Quelle: Pressemitteilung Bain & Company
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge in 57 Büros in 36 Ländern rund 7.000 Mitarbeiter, davon 800 im deutschsprachigen Raum. (mb1)