Studie: Deutsche Vermögen fließen immer schneller ins Ausland ab
Deutschland verliert zunehmend das Vertrauen der eigenen Anleger. Konkret: Deutsche Vermögen fließen immer schneller ins Ausland ab, wobei der Anteil Nordamerikas an deutschen Portfolios auf einen neuen Rekordwert von mehr als 44 Prozent steigt. Das ist das Ergebnis einer Analyse von mehr als 62.000 deutschen Portfolios, die das Institut für Vermögensaufbau (IVA) zusammen mit der Plattform QPLIX für den „Trendmonitor Vermögensverwaltung (TMVV) 2024“ durchgeführt hat.
Wie investieren die Deutschen ihr Vermögen? Diese Frage beleuchtet der „Trendmonitor Vermögensverwaltung (TMVV) 2024“ als größte deutsche Auswertung dieser Art mit anonymisierten und aggregierten Daten über die Zusammensetzung von mehr als 62.000 realen Portfolios bei über 120 unabhängigen Vermögensverwaltern. Damit deckt die Studie fast ein Drittel der unabhängigen deutschen Vermögensverwalter ab.
Das Ergebnis: Deutsches Kapital wird zunehmend im Ausland investiert, der US-Anteil liegt auf einem Rekordwert von 44,3 Prozent. Deutschland rutscht erstmals unter 30 Prozent. Die umfangreichen Depot-Daten zeigen auch eine bemerkenswerte Verschiebung bei den einzelnen Aktien-Anlageklassen: Der Anteil der so genannten „Magnificent Seven“ Tech-Unternehmen an den investierten Einzelaktien hat sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdreifacht. „Die Performance dieser außergewöhnlichen globalen Tech-Giganten hat ihren Anteil an deutschen Aktienportfolios von 4,1 Prozent auf 12,5 Prozent ansteigen lassen“, sagt Sebastian Deck, Marketing Director bei QPLIX und Co-Autor der Studie. „Wir sehen Ende 2023 allerdings erste Anzeichen für eine Blasenbildung in diesem Segment, das kürzlich auch erste Anzeichen einer nachlassenden Dynamik gezeigt hat.“
Es gibt zwei Ausnahmen vom Gesamttrend: Deutsche Aktien spielen aufgrund ihrer verlässlichen und hohen Dividende nach wie vor eine wichtige Rolle in den Top 20-Titeln. Und: Der neue deutsche Lieblings-Einzelwert ist europäisch: Das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk hat 2023 sogar die Tech-Titanen überholt und ist die neue Lieblings-Einzelaktie der deutschen Vermögensverwalter. “Novo Nordisks global gehypte Medikamente zur Gewichtsreduktion, Ozempic und Wegovy, haben den Heißhunger professioneller Investoren auf Profitabilität angeheizt - und das Unternehmen an die Spitze der Liste der deutschen Aktienlieblinge 2023 katapultiert“, analysiert Deck.
Während das Thema ESG in den Medien in den vergangenen Jahren stark präsent war, erzählen die Daten der TMVV-Analyse eine andere Geschichte. „An Gewicht gewonnen haben vor allem Unternehmen mit mittleren ESG-Ratings sowie die hellgrünen Artikel-8 Fonds bei den Fondsanlagen“, sagt Andreas Ritter, Vorstandsmitglied des IVA und Co-Autor der Studie. „Das deutet auf einen Trend hin, der eine moderate Berücksichtigung von ESG-Kriterien (etwa durch ESG-Screening, Best in Class oder Ausschlusskriterien) gegenüber einer sehr konsequenten Umsetzung des ESG-Ansatzes bevorzugt“
„Portfolios reagieren wie ein Seismograph nicht nur auf langfristige wirtschaftliche Trends, sondern auch die unmittelbaren Auswirkungen kurzfristiger Trends und Krisen“, erläutert Deck. Die Botschaft ist in einem Punkt klar: „Die deutschen Vermögensverwalter stimmen mit ihrem Investitionsverhalten ab, und das Ansehen des eigenen Landes als Investitionsziel hat einen neuen Tiefpunkt erreicht“, analysiert Deck. 2023 machen Investitionen in deutsche Unternehmen erstmals nicht mal mehr ein Drittel der deutschen Portfolios aus (28,6 Prozent), weit hinter den USA (36 Prozent), aber auch hinter dem Rest Europas ohne Deutschland (31 Prozent). (DFPA/AZ)
Zum „Trendmonitor Vermögensverwaltung (TMVV) 2024“
Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) AG ist eine unabhängige Gesellschaft zur Förderung des Vermögensaufbaus von Privatanlegern. Es hat sich der Transparenz und der Verbesserung von Finanzdienstleistungen verschrieben.
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