Studie: Privatbanken klären nur ungenügend über ihre nachhaltigen Investitionsangebote auf
Immer mehr Privatbanken bieten nachhaltige Anlagen für interessierte vermögende Kunden an. Wie unterscheiden sich die nachhaltigen Produkte? Und entspricht die Beratung den Erwartungen der Investoren? Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass die meisten der 15 untersuchten europäischen Banken noch Verbesserungspotenzial aufweisen.
Weniger als ein Prozent der Menschheit kontrolliert über 50 Prozent aller Vermögen. Weltweit haben insbesondere diese vermögenden Investoren ein steigendes Interesse daran, ihr Geld nachhaltig und damit sozial, umweltfreundlich und nach ethischen Grundsätzen anzulegen. Diese Kapitalströme könnten entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung sein. Viele Banken haben dieses wachsende Kundensegment erkannt und entsprechende Anlagestrategien entwickelt. Aber wie hilfreich ist die nachhaltige Produktpalette der einzelnen Institute tatsächlich? Und wie gut wird der Kunde über diese Investitionsmöglichkeiten informiert? Zwei Wissenschaftler des „Centers for Sustainable Finance and Private Wealth“ der Universität Zürich sind diesen Fragen nachgegangen. Taeun Kwon und Falko Paetzold haben 15 europäische Banken auf ihr nachhaltiges Angebot für vermögende Kunden hin untersucht. Unter die Lupe genommen wurden das Leitbild der Bank, das Angebotsspektrum sowie die dazu gehörenden Dienstleistungen.
„Es sind gute, nachhaltige Anlageangebote im Markt vorhanden. Allerdings sind die Unterschiede groß und die Bandbreite kann je nach Bank zwischen fünf und 108 Produkten variieren“, erklärt Kwon, Erstautorin und Leiterin des Private Banking Programms. „Einige Institute versuchen, Nachhaltigkeit in ihr gesamtes Angebotsspektrum zu integrieren und andere setzen auf ergänzende nachhaltige Produkte. Aber die wirklich für den Investor interessanten Angebote, die strategisch durchdacht sind und auch eine signifikant positive Wirkung erzielen, sind noch eher selten.“ Im Bericht am besten abgeschnitten haben die beiden auf Sustainability spezialisierten Globalance Bank aus der Schweiz und die niederländische Triodos Bank. Die anderen Institute – einschließlich UBS und Credit Suisse – entsprechen mit individuellen Stärken und Schwächen in etwa dem Branchendurchschnitt.
Allerdings bleiben die Angebote laut Analyse dort hinter den Erwartungen zurück, wo das Interesse der Anleger am größten wäre. „Alle Banken kaufen für ihre Kunden Aktien und Fonds und hoffen, dass der Preis steigt und integrieren Nachhaltigkeitsaspekte in den entsprechenden Angeboten. Aber nur sehr wenige engagieren sich aktiv in den Beteiligungsunternehmen und bewirken Nachhaltiges“, sagt Paetzold, Gründer und Managing Director des „Centers for Sustainable Finance and Private Wealth“. So biete erst die Hälfte der Finanzinstitute Abstimmungsdienstleistungen für Aktien an. Dank des Aktienstimmrechts könne der Investor unter Umständen die Unternehmenspolitik der Beteiligungsfirma in Richtung Nachhaltigkeit beeinflussen. Für Privatanleger, die explizit Mitbestimmung ausüben wollen, sei diese Möglichkeit zwar möglich, aber bisher nur beschränkt verfügbar, bemängeln die Autoren.
Quelle: Pressemitteilung Universität Zürich
Die Universität Zürich ist mit 26.000 Studenten die größte Universität der Schweiz. (mb1)