Studie: Private-Equity-Branche vorsichtig optimistisch
Aufgrund einer nach wie vor günstigen Fremdkapitalfinanzierung und einer positiven Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa rechnen 64 Prozent der Private-Equity (PE)-Unternehmen auch für 2016 mit einer steigenden Anzahl von M&A (Mergers & Acquisitions)-Transaktionen mit PE-Beteiligung, vor allem in Deutschland, auf der iberischen Halbinsel und in Italien. Gleichzeitig glauben immer mehr PE-Manager, dass ihre Branche wieder so robust ist wie vor der Finanzkrise. Dennoch halten es immer noch 40 Prozent für notwendig, ihr Geschäftsmodell weiter anzupassen und zu verbessern. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie „European Private Equity Outlook 2016“, für den das Investors-Support-Team vom Unternehmensberater Roland Berger europaweit Investoren befragt hat.
Das größte gesamtwirtschaftliche Wachstum im Vergleich zum Vorjahr erwarten die Befragten in Deutschland (plus 3,2 Prozent). Neben den Faktoren Finanzierung und Konjunktur in Europa käme in Deutschland das gute Konsumklima zum Tragen. Dagegen wirkten in der Region der iberischen Halbinsel und Italien mit einem erwarteten Wachstum von 3,1 Prozent vor allem Nachholeffekte. Großbritannien als europaweit wichtigster Markt für Firmenübernahmen soll um 2,9 Prozent wachsen. Am Ende des Rankings, aber noch mit Wachstum, befindet sich die Region Schweiz/Österreich, vor allem wegen der Effekte der Frankenaufwertung auf die Schweiz. Aufgrund der anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Schwäche Griechenlands, rechnen die PE-Experten dort mit einen weiteren Rückgang um minus 0,2 Prozent.
Als besonders attraktive Branchen nennen 65 Prozent der Befragten Technologie und Medien, gefolgt von Pharma und Healthcare (62 Prozent) sowie Konsumgüter und Handel (60 Prozent). Weniger Akquisitionen erwarten sie hingegen in der Automobilindustrie (18 Prozent), der Chemiebranche (17 Prozent), dem Energiesektor und der Baubranche (jeweils 14 Prozent).
Trotz des guten Private-Equity-Jahres 2015 geht ein Drittel der Befragten davon aus, dass 2016 die Investitionsmöglichkeiten attraktiver sein werden als im Vorjahr. Als wichtigste Quelle für Akquisitionsziele nennen zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten Secondary-Buy-outs, gefolgt von Mehrheitsbeteiligungen an Familienunternehmen (64 Prozent). Nicht zuletzt deshalb erwarten die meisten Studienteilnehmer (83 Prozent) vor allem Transaktionen in einer Größenordnung von unter 250 Millionen Euro. Aus der Praxis gibt es aber auch Anhaltspunkte für einen Anstieg großer Transaktionen auf geringer Basis.
Als oberste Priorität für 2016 nennen die Befragten, wie auch in den Vorjahren, in neue Unternehmen zu investieren (38 Prozent). Mit mehr als einem Viertel der Nennungen (26 Prozent) an die zweite Stelle aufgerückt ist der Verkauf existierender Beteiligungen. Dagegen wollen nur noch 23 Prozent ihren Fokus vor allem auf die Weiterentwicklung von Portfoliounternehmen legen – im Vorjahr waren es noch 31 Prozent.
Um den Wert von Beteiligungen weiter zu steigern, planen 31 Prozent für 2016 zusätzliche Akquisitionen, 29 Prozent wollen bei ihren Beteiligungen neue Produkte oder Dienstleistungen einführen. Diese beiden Maßnahmen sind damit gegenüber 2015 wichtiger geworden (plus neun beziehungsweise plus 14 Prozentpunkte). Dagegen legen die PE-Gesellschaften in 2016 weniger Wert auf Kostensenkungsprogramme (zwölf Prozent; 2015: 21 Prozent). Als größtes Hindernis für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Akquisitionsziele sieht rund ein Drittel der Befragten das Management von Change-Prozessen.
Quelle: Pressemitteilung Roland Berger
Die Roland Berger Strategy Consultants GmbH ist eine global tätige Unternehmens- und Strategieberatung mit Sitz in München. Das 1967 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 2.400 Mitarbeiter in 50 Büros in 36 Ländern. (JF1)