Teure Baufinanzierungen - Nachfrage nach Anschlussfinanzierungen hoch
Die Zinsen für Baufinanzierungen haben im Februar 2022 einen deutlichen Anstieg verzeichnet. Das geht aus dem aktuellen Dr. Klein Trendindikators Baufinanzierung (DTB) hervor, anhand dessen Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, über aktuelle Entwicklungen bei Baufinanzierungen in Deutschland berichtet.
Wie stark sich die höheren Zinsen in der monatlichen Rate bemerkbar machen, verdeutlicht die Standardrate anhand einer Musterrechnung mit den Parametern 150.000 Darlehenssumme, zwei Prozent Tilgung und 80 Prozent Beleihungsauslauf. Sie steigt im Vergleich zum Vormonat um 25 Euro und liegt damit im Februar bei 439 Euro. So teuer war ein Darlehen zuletzt im Frühjahr 2019 – mit dem Unterschied, dass jetzt die Immobilienpreise deutlich höher sind als noch vor drei Jahren.
Trotz des kürzlichen Anstiegs sind die Zinsen im historischen Vergleich immer noch sehr niedrig. Wer bereits vor einigen Jahren eine Immobilie gekauft hat, kann jetzt mit einer Umschuldung viel Geld sparen, so Neumann. Aufgrund der Aussicht, dass das Niveau erst einmal nicht günstiger werden wird, befassen sich viele Eigentümer mit ihrer Anschlussfinanzierung. Das können nicht nur diejenigen, deren Zinsbindung ausläuft: Eine Umschuldung ist mit einem halben Jahr Kündigungsfrist grundsätzlich zehn Jahre nach Auszahlung des Darlehens möglich. Daher spielen Anschlussfinanzierungen im Februar eine besonders große Rolle: Sie machen im aktuell rund drei von zehn Finanzierungen aus.
Eigentümer, denen noch kein Sonderkündigungsrecht zusteht, können sich mithilfe eines Forward-Darlehens - für das allerdings ein Zinsaufschlag zu zahlen ist - die derzeitigen Zinsen bis zu fünf Jahre im Voraus sichern. Der Anteil an Forward-Darlehen steigt im Februar von sieben auf 11,52 Prozent.
Die Nachfrage nach Anschlussfinanzierungen wirkt sich auch auf die durchschnittliche Darlehenshöhe aus: Bei Anschlussfinanzierungen ist ein Großteil der ursprünglichen Darlehenssumme bereits getilgt, der verbleibende Betrag ist geringer als bei Erstfinanzierungen. Daher sinkt die durchschnittliche Darlehenshöhe im Februar auf 307.000 Euro. Im Januar lag sie noch bei 317.000 Euro.
Auch im Beleihungsauslauf macht sich der größere Anteil an Anschlussfinanzierungen bemerkbar. Im Vergleich zum Januar sinkt dieser um knapp vier Prozent auf 79,09 Prozent. Bei Anschlussfinanzierungen liegt der Beleihungsauslauf niedriger als bei Erstfinanzierungen, da ein großer Teil des Fremdkapitals bereits zurückgeführt wurde. Aus demselben Grund ist auch die Tilgung bei Anschlussfinanzierungen meist höher – die Restschuld fällt geringer aus und Darlehensnehmer können höher tilgen, erklärt Neumann. Im Februar beträgt der durchschnittliche Tilgungssatz, mit dem Erst- und Anschlussfinanzierer in ihre Finanzierung starten, 2,74 Prozent und damit 0,06 Prozentpunkte mehr als im Vormonat.
Darlehensnehmer entscheiden sich im Februar für eine längere Zinsbindung als noch im Januar. Im Durchschnitt sichern sie sich das jetzige Zinsniveau knapp über 14 Jahre, im Januar waren es noch 13 Jahre und rund neun Monate.
Die Nachfrage nach KfW-Darlehen sinkt im Februar deutlich: Ihr Anteil fällt auf ein Rekordtief und beträgt nur noch 2,08 Prozent – im Vormonat waren es noch 4,47 Prozent. (DFPA/JF1)
Die Dr. Klein Privatkunden AG mit Sitz in Lübeck ist ein unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 250 Filialen beraten über 700 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport SE.