Top-Vier-Standorte: Deutsches Fintech-Wagniskapital gesunken
In die vier führenden deutschen Fintech-Standorte ist im Jahr 2020 anteilig deutlich weniger Wagniskapital geflossen als in den Jahren zuvor. Mit 72 Prozent ist der Anteil von Berlin, München, Frankfurt und Hamburg auf einen bisherigen Tiefstwert gesunken. Das zeigt die Fintech-Studie der Direktbank Comdirect, die gemeinsam mit Barkow Consulting und dem main incubator, dem Frühphaseninvestor der Commerzbank Gruppe, erhoben wurde.
Das Ergebnis sei umso bemerkenswerter, wenn man die Dominanz der Top-Vier-Standorte in den vergangenen Jahren betrachtet. Von 2012 bis 2019 hat sich der Anteil stets in einer engen Bandbreite von 85 Prozent und 96 Prozent bewegt. Im Durchschnitt lag der Wert bei 89 Prozent. Die Aufholjagd der anderen Standorte treffe besonders auch den Spitzenreiter Berlin. Zwar floss noch knapp jeder zweite vergebene Euro in die Hauptstadt, 49 Prozent entsprechen dennoch dem niedrigsten Anteil seit sieben Jahren.
„Der starke Rückgang überrascht, ist gleichzeitig aber auch ein positives Zeichen für die Dynamik und die wachsende Vielfalt im deutschen Fintech-Sektor“, sagt Matthias Hach, Bereichsvorstand Comdirect, Marketing & Digital Banking Solutions bei der Commerzbank. Auch bei den großen Deals sei eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen. Seit 2012 machten die Top-Drei-Deals durchschnittlich 35 Prozent des jährlichen Finanzierungsvolumens aus. 2020 betrug ihr Anteil bis einschließlich September jedoch nur noch 32 Prozent. Noch deutlicher werde der Trend beim Blick auf die großen Transaktionen. Trugen die Top-Drei-Deals im vergangenen Jahr noch 636 Millionen Euro zum Gesamtvolumen im Fintech-Sektor bei, hat sich das Volumen im Jahr 2020 mit 302 Millionen Euro mehr als halbiert.
Trotz der rückläufigen Entwicklung wurde bis Ende September immer noch fast eine Milliarde Euro in den deutschen Fintech-Sektor investiert. Damit beläuft sich die Gesamtsumme seit 2012 auf über sechs Milliarden Euro aus 897 Finanzierungsrunden. Mittlerweile kommen zwölf deutsche Fintech-Start-ups auf eine Gesamtfinanzierung von mehr als 100 Millionen Euro. „Immer mehr Fintech-Startups sammeln beeindruckende Finanzierungssummen ein. Das ist ein gutes Zeichen für eine gewachsene, vielfältigere Startup- und Investorenlandschaft“, so Michael F. Spitz, Geschäftsführer des main incubators.
Auch das Finanzierungsvolumen der größten deutschen Fintechs stieg weiter. So hat das am Finanzierungsvolumen gemessen größte deutsche Fintech mittlerweile insgesamt fast 700 Millionen Euro eingesammelt und konnte damit allein 11% des gesamten deutschen Fintech-Wagniskapitals seit 2012 vereinnahmen. Auch das Zweitplatzierte konnte immerhin noch fast 300 Millionen Euro Venture Capital vereinnahmen. Insgesamt haben die am Finanzierungsvolumen gemessen erfolgreichsten 20 Unternehmen zusammen seit 2012 mehr Wagniskapital eingesammelt (3,1 Milliarden Euro) als die restlichen 414 Fintechs zusammen (3,0 Milliarden Euro). (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Comdirect Bank
Die Comdirect Bank AG ist eine Direktbank mit Sitz in Quickborn bei Hamburg. Das 1994 gegründete Tochterunternehmen der Commerzbank ist in den Geschäftsfeldern Brokerage, Banking und Beratung tätig.