Transaktionsvolumen unter 50 Milliarden Euro - die neue Realität am Investmentmarkt?
Mit der durch den Krieg in der Ukraine eingeleiteten Zeitenwende in Deutschland und Europa ist auch am Immobilieninvestmentmarkt ist eine gänzlich neue Phase angebrochen. Jetzt, rund ein Jahr nach Kriegsbeginn, werden diese Folgen in den Statistiken immer sichtbarer. So lag das rollierende Zwölfmonatsvolumen Ende Februar zum ersten Mal seit Januar 2014 bei unter 50 Milliarden Euro. Auf Jahressicht ist es um 60 Prozent gefallen und wird wahrscheinlich noch länger unter der 50-Milliarden-Euro-Marke bleiben, heißt es in der aktuellen Analyse „Market in Minutes“ des internationalen Immobilienberaters Colliers.
Im Februar 2023 wurden 76 Transaktionen erfasst, womit die Zahl der Verkäufe wie auch im Vormonat laut Colliers auf einem „außerordentlich niedrigen Niveau lag“. Insgesamt wurden im Februar Immobilien für knapp 1,8 Milliarden Euro gehandelt. Davon entfielen weniger als 100 Millionen Euro auf Wohnimmobilien. Ein so geringes Wohntransaktionsvolumen gab es seit 2009 nur zweimal, so Colliers.
Seit Jahresbeginn fielen rund 31 Prozent des Transaktionsvolumens auf Handelsimmobilien, die somit die mit Abstand umsatzstärkste Nutzungsart waren. Dies lag unter anderem an zwei Transaktionen im Shoppingcenter-Segment, darunter die Erhöhung der Beteiligungen an mehreren Centern durch die Deutsche Euroshop. Doch selbst ohne diese zwei Transaktionen läge das Volumen von Handelsimmobilien vor allen anderen Gewerbenutzungsarten. So gab es bislang vier Einzel- beziehungsweise Portfolioverkäufe von Fachmarktzentren im jeweils mittleren bis unteren zweistelligen Millionenbereich.
Im Segment der Lebensmittel- und Baumärkte wurden in den ersten zwei Monaten rund 130 Millionen Euro umgesetzt. Auch wenn der Einzelhandel insgesamt unter gestiegenen Kosten und einer gedrückten Konsumneigung leide, können Händler im Segment der Nahversorgung die Preissteigerungen leichter an die Kunden weitergeben. Die indexierten Mietverträge dürften ebenfalls dazu beitragen, dass das Segment in den Augen der Immobilienkäufer weiterhin attraktiv erscheint, so Colliers. Nichtsdestotrotz sollte das relativ starke Ergebnis am Einzelhandelsinvestmentmarkt in den vergangenen zwei Monaten laut Colliers nicht überinterpretiert werden. Ein Grund für den überproportional hohen Einzelhandelsanteil liege nämlich auch in der relativen Schwäche der anderen Nutzungsarten.
So landeten Büroimmobilien mit einem Volumenanteil von rund 14 Prozent nach Wohnimmobilien auf Rang drei der umsatzstärksten Nutzungen seit Jahresanfang. Bemerkenswert dabei sei, dass mit gewerblichen Entwicklungsgrundstücken fast genauso viel beziehungsweise wenig umgesetzt wurde wie mit Büros. Colliers beobachte derzeit, dass mehr Büroeigentümer eine Vermarktung vorbereiten, weshalb in einigen Monaten mit mehr Angebot zu rechnen sei. Dies schaffe zumindest angebotsseitig die Voraussetzungen für eine Belebung des Marktes. (DFPA/JF1)
Die Colliers International Deutschland GmbH ist ein Immobilienberatungsunternehmen und an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart und Wiesbaden vertreten.