Trendumkehr im Immobilienmarkt? - Höhere Zinsen und Gesamtkosten schwächen Nachfrage
Im Zuge der Corona-Pandemie war die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern zum Kauf auf ein Rekordniveau angestiegen. Viele Menschen suchten aktiv nach Wohneigentum mit mehr Raumangebot und einem Garten im Grünen. Der historische Tiefstand der Immobilienzinsen befeuerte diesen Trend. In Folge der im Jahr 2022 gestiegenen Zinsen zeichnet sich nun jedoch eine Trendumkehr zwischen dem Markt für Kauf- und Mietimmobilien ab. So ist die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent zurückgegangen, meldet das Immobilienportal Immoscout 24.
Innerhalb weniger Monate hat sich der drastische Zinsauftrieb auch auf die Vermarktungszeiten ausgewirkt. Angebotene Immobilien zum Kauf waren im ersten Quartal 2022 deutlich länger online als im Vorjahrzeitraum. So waren Inserate für Eigentumswohnungen auf ImmoScout24 in den ersten drei Monaten des Jahres im deutschlandweiten Median 37 Tage online, während sie im ersten Quartal des vergangenen Jahres schon nach 30 Tagen vermarktet waren. Bei Einfamilienhäusern zum Kauf verlängerte sich die Laufzeit der Inserate von 32 Tagen auf 34 Tage. Es ist für Anbieter also schwieriger geworden, Abnehmer zu finden als im vergangenen Jahr. Denn inzwischen machen die gestiegenen Zinsen und die damit deutlich gestiegenen Gesamtkosten beim Kauf einer Immobilie vielen Kaufinteressenten einen Strich durch die Rechnung.
Stattdessen suchen dieses Jahr wieder deutlich mehr Menschen nach Immobilien zur Miete. War die Nachfrage nach Wohnimmobilien zur Miete vom ersten Quartal 2020 zum ersten Quartal 2021 noch um elf Prozent gefallen, liegt sie im ersten Quartal 2022 um 28 Prozent über dem Vorjahreswert. Als Folge dieser Entwicklung ist das verfügbare Angebot von Mietobjekten in diesem Zeitraum um 23 Prozent zurückgegangen, während das Angebot von Immobilien zum Kauf im gleichen Zeitraum um 15 Prozent angestiegen ist.
„Die deutlich gestiegenen Finanzierungszinsen haben dazu geführt, dass sich die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf spürbar abgekühlt hat. Darin liegt eine Chance für Käufer:innen, die ernsthaftes Interesse und eine ausreichende Eigenkapitalquote mitbringen. Sie finden schon jetzt mehr Angebot auf dem Markt und können die Kaufpreise eher verhandeln als im letzten Jahr“, erläutert Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immoscout24. „Diese Entwicklungen könnten sich mittelfristig dämpfend auf die Preisentwicklung auswirken. Mehrkosten für Käufer:innen durch die gestiegenen Zinsen könnten dadurch zumindest ein Stück weit abgefedert werden. Für Anbieter:innen und Makler:innen wird es gleichzeitig schwieriger, ihre Preisvorstellungen zu realisieren und Abnehmer:innen zu finden.“
Eine weitergehende Analyse von Immoscout24 zeigt, dass im ersten Halbjahr 2022 doppelt so viele Anbieter die Preise von Wohnimmobilien zum Kauf nach unten korrigiert haben als im gleichen Zeitraum 2021. So wurden in diesem Jahr die Angebotspreise von sechs Prozent der angebotenen Einfamilienhäuser und neun Prozent der Eigentumswohnungen reduziert. Im ersten Halbjahr 2021 waren es nur drei Prozent der inserierten Häuser und sechs Prozent der angebotenen Wohnungen zum Kauf, bei denen das der Fall war. (DFPA/JF1)
Der Internet-Marktplatz für Immobilien Immobilienscout24.de wird von der Immobilien Scout GmbH mit Sitz in Berlin betrieben.