"Überbewertungen an den Aktienmärkten: Au revoir!"
Das aktuelle Umfeld für die globalen Aktienmärkte war auch schon besser, schreibt Patrick Linden, Partner und Geschäftsführer Deutschland bei Clartan Associés, in seinem aktuellen Marktkommentar. Die Treiber der Volatilität sind inzwischen hinreichend bekannt. Zunächst die generelle geopolitische Lage und der damit einhergehende Inflationsdruck.
Linden schreibt, dass die Kombination aus Ukraine-Krieg und Null-Covid-Politik in China die Konjunktur schwächen und viele einen weltweiten Angebotsschock befürchten, dessen Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar seien. Linden: „Jeder von uns ist bereits mit den steigenden Rohstoffpreisen (Weizen, Nickel, Öl, Gas) konfrontiert und das Vertrauen der Haushalte wird dadurch erschüttert. Das Geflüster um eine mögliche Rezession in Europa werde lauter.“
Tatsächlich fiel der europäische Stoxx 600 im April um minus 1,2 Prozent. Doch die Dimensionen in den USA sind ganz andere: Der S&P büßte neun Prozent ein und der Tech-lastige Nasdaq sank um 13 Prozent. Besonders ins Gewicht fielen die Kursverluste von Amazon (minus 24 Prozent), Google (minus 18 Prozent) und Netflix (minus 49 Prozent) als Reaktion auf ihre jüngsten Gewinnveröffentlichungen. Aus Sicht von Linden scheinen die Anleger die Preise für riskante Anlagen anzupassen. Denn die beiden Motoren, die die Märkte teilweise auch unverhältnismäßig nach oben treiben, sind ins Stocken geraten: sinkende Zinsen und steigende Gewinne. Als sich die große Unsicherheit Anfang des Jahres breit machte, lagen die Bewertungen der Unternehmensgewinne vor allem in den USA über ihrem langfristig historischen Durchschnitt. Deshalb sei die Korrektur dort auch noch schärfer ausgefallen: um minus 13,3 Prozent fiel der S&P 500 seit Jahresbeginn, der Nasdaq um 21 Prozent. Die Bewertungsmultiplikatoren für diese Gewinne wurden also größtenteils angepasst.
„Wie sich die Gewinne in den kommenden Monaten entwickeln werden, wird sich zeigen. Die penible Analyse einzelner Werte ist nun wichtiger denn je. Denn nur Unternehmen, die ganz bestimmte Kriterien erfüllen, sind im aktuellen Umfeld interessant. Unternehmen, die ihre Preismacht auch bei einer dauerhaften Verschlechterung des Paares Wachstum und Inflation bewahren können und dazu noch attraktiv bewertet sind. Chancen gibt es im Rohstoffsektor mit Imerys, Shell oder TotalEnergies. Auch defensivere Profile im Gesundheitssektor könnten sich bewähren, wie zum Beispiel Astra Zeneca, Novartis oder Sanofi. Dazu lohnt es sich, den Blick auf Unternehmen zu richten, die übermäßig stark abgewertet wurden – zu dieser Kategorie gehören IBM, Stellantis und Vivendi. Bei der Identifizierung von Titeln in einer globalen Phase der wirtschaftlichen und politischen Fragmentierung kommt es ganz besonders auf zwei Stock-Picker-Tugenden an: Sei auf der Hut und Diverzifiziere!“, so Linden abschließend. (DFPA/JF1)
Clartan Associés ist ein unabhängiger Vermögensverwalter mit Hauptsitz in Paris. Clartan Associés ist in Deutschland mit einer Niederlassung in Bonn vertreten. Das verwaltete Vermögen beträgt per 31. Dezember 2021 circa 1,1 Milliarden Euro..