Ukraine-Krieg und EZB-Entscheidungen: Bauzinsen könnten weiter steigen
Im Februar hat die Inflation mit 5,8 Prozent erneut einen Rekordwert erreicht. Der Kriegsausbruch in der Ukraine wird vor allem Gas-, Öl und Rohstoffpreise weiter in die Höhe treiben – und damit auch die Inflationsraten. Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert: Sie korrigiert die Prognosen nach oben und strafft ihre Geldpolitik. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender vom Kreditvermittler Dr. Klein, schreibt im aktuellen Dr. Klein Zinskommentar, dass dies zu leicht höheren Zinsen für Baufinanzierungen führen könne.
Die Zinsen befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen hohem Inflationsdruck und gedämpften wirtschaftlichen Aussichten. Indikator für die Zinsentwicklung ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen. Diese stieg in den ersten beiden Monaten des Jahres deutlich an und zog die Bauzinsen mit, die einen deutlichen Satz nach oben machten. Seit dem Kriegsbeginn in Osteuropa hat die Nachfrage nach Anleihen wieder zugenommen – mit Auswirkung auf die Zinsbewegung: „Der schnelle Anstieg der Zinsen ist durch den Krieg in der Ukraine erst einmal gestoppt“, sagt Neumann. Aktuell beträgt der repräsentative Bestzins von Dr. Klein für ein zehnjähriges Darlehen 1,39 Prozent (Stand: 10. März 2022).
Laut Neumann müssen Verbraucher, die eine Immobilienfinanzierung planen, mindestens in den nächsten Wochen mit schwankenden Kursen rechnen: „Die Märkte sind aufgrund der geopolitischen Lage zurzeit hochnervös. Bei den Bauzinsen kann es daher kurzfristig zu höheren Ausschlägen in beide Richtungen kommen – wir werden wieder deutlichere Zickzack-Bewegungen sehen als in den letzten Jahren, in denen vergleichsweise wenig Bewegung stattfand.“ So lange die politische Lage derart unsicher sei wie zurzeit, diene die Bundesanleihe als sicherer Hafen. Und das wirke bremsend auf den Anstieg der Baufinanzierungszinsen. Langfristig geht der Experte von einem Potenzial für steigende Zinsen aus: „Über die nächsten ein oder zwei Jahre werden wir mit ziemlicher Sicherheit ein höheres Zinsniveau für Baufinanzierungen sehen.“
Für Kaufwillige bedeute das: Den Erwerb nicht unnötig hinauszögern. „Weil Immobilienpreise und Zinsen perspektivisch steigen, wird Wohneigentum in Zukunft eher teurer“, meint Neumann. Bei laufenden Finanzierungen sieht er daher auch jetzt die richtige Zeit, umzuschulden. „Wer vor zehn Jahren drei Prozent Zinsen für das Darlehen vereinbart hat, sollte jetzt eine Kündigung erwägen und sich die aktuell günstigeren Konditionen langfristig sichern.“ Bei deutlich schwankenden Zinskurven könnten diejenigen zusätzlich profitieren, die gut vorbereitet, spontan und nervenstark sind: „Mit Geschick lässt sich kurzfristig ein guter Zeitpunkt für die Anschlussfinanzierung abpassen“, merkt Neumann an. Weil der Zins von einem Tag auf den anderen aber nicht nur günstiger, sondern auch merklich teurer werden kann, sei es wichtig, alle Unterlagen griffbereit zu haben und die Zinsentwicklung laufend zu beobachten, um jederzeit handlungsfähig zu sein. (DFPA/JF1)
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