Ein großer Teil der deutschen Finanzbranche rechnet mit "hartem Brexit"
Ungeachtet der möglichen Folgen im Falle eines „harten Brexits“, so ergab eine Umfrage des Center for Financial Studies (CFS), vertritt die Mehrheit der deutschen Finanzbranche (66 Prozent der Befragten) die Meinung, die EU solle keine weiteren Zugeständnisse machen, obwohl fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) mit einem „harten Brexit“ rechnet. 52 Prozent hingegen erwarten einen glimpflicheren Ausgang des Konflikts. Während 51 Prozent der Befragten denken, dass die Finanzinstitute in Deutschland nicht auf alle Szenarien, also auch nicht auf einen harten Brexit, vorbereitet sind, erachten immerhin 46 Prozent die deutsche Finanzindustrie als vorbereitet.
„Der Finanzsektor hat sich in Teilen zu sehr auf einen geordneten Brexit verlassen. Das könnte zu Marktverwerfungen führen, wenn es tatsächlich zu einem, harten Brexit‘ kommt“, kommentiert Prof. Dr. Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies, die Umfrageergebnisse.
Seit die Briten im Januar den EU-Vorschlag zum Austrittsabkommen ablehnten, hätten die Bedenken bezüglich der Auswirkungen eines harten Brexits deutlich zugenommen. Angesichts der schwer vorhersehbaren Folgen des Brexits ist sich die deutsche Finanzbranche geschlossen einig (83 Prozent), dass der Finanzplatz Deutschland von einem harten Brexit weniger profitiere als von einem geordneten Brexit. „Nicht nur der Finanzsektor braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Ein ungeordneter Brexit führt zu großen Unsicherheiten auf den Märkten, behindert Investitionsentscheidungen und wird etliche Arbeitsplätze kosten“, erläutert Brühl weiter.
London werde bei einem harten Brexit sehr wahrscheinlich seine Stellung als wichtigster europäischer Finanzplatz mittel- und langfristig nicht halten können. Davon sind 57 Prozent der Befragten überzeugt. Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, unterstreicht: „Die Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt hat durch den Brexit zugenommen. Die Aufgabenverteilung zwischen den Finanzplätzen in Europa wird sich neu ausrichten, der Wettbewerb wird hart, aber ohne London wird es auch in Zukunft nicht gehen.“
Quelle: Pressemitteilung CFS
Das Center for Financial Studies (CFS) ist ein unabhängiges, nicht gewinnorientiertes Forschungsinstitut. Träger ist die gemeinnützige Gesellschaft für Kapitalmarktforschung e.V. (GfK). Das CFS wird durch Spenden und durch Beiträge der Mitglieder der GfK sowie durch nationale und internationale Forschungsfördermittel finanziert. Das Institut betreibt international orientierte Forschung zu wichtigen Themen im Bereich der Finanzen. (mb1)