US-Banken trotz Gewinneinbruch deutlich profitabler als europäische Wettbewerber
Die US-Großbanken mussten im vergangenen Jahr aufgrund eines schwächelnden Investment Bankings einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen: Der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten US-Kreditinstitute sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent. Europas zehn Top-Banken verzeichneten hingegen ein Gewinnplus von vier Prozent auf 72 Milliarden Euro. Allerdings: Trotz des Gewinnanstiegs in Europa und dem Gewinneinbruch in den USA verdienten die US-Top-Banken mit 140 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ihre europäischen Wettbewerber. Das geht aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor.
Auch bei der Profitabilität liegen die US-Banken weiterhin vor den europäischen Großbanken - wenngleich der Abstand im vergangenen Jahr schrumpfte: Die Eigenkapitalrentabilität, also die Rendite des eingesetzten Eigenkapitals, lag 2022 bei den US-Banken bei 11,0 Prozent - nach 15,3 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die europäischen Banken verzeichneten hingegen einen Anstieg von 7,9 auf 8,3 Prozent, der Vorsprung der US-Banken schrumpfte somit auf 2,7 Prozentpunkte.
Während in den USA sieben der zehn untersuchten Geldinstitute ein Konzernergebnis von mehr als zehn Milliarden Euro vorweisen konnten, gelang dies in Europa nur zwei Banken: der britischen HSBC und der französischen BNP Paribas. Das bestverdienende Institut unter den zwanzig analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase, deren Konzernergebnis bei umgerechnet 35,3 Milliarden Euro lag.
„Die europäischen Großbanken haben sich im vergangenen Jahr unterm Strich erfreulich positiv entwickelt“, urteilt Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „Trotz der Belastungen aus Krieg, Inflation und Energiekrise konnten die Institute von der Zinswende profitieren und ihren Gewinn teils deutlich erhöhen.“
Die Tatsache, dass die europäischen Banken derzeit in punkto Profitabilität aufholen können, sollte aber nicht überbewertet werden. „Die schwache Gewinnentwicklung der US-Banken ist nur eine Momentaufnahme. Wenn sich das Klima an den Kapitalmärkten bessert und das M&A- und IPO-Geschäft wieder in Schwung kommt, werden wir aller Voraussicht nach jenseits des Atlantiks wieder deutlich steigende Gewinne sehen. Dann könnte sich der Abstand zu den europäischen Instituten wieder vergrößern“, meint Robert Melnyk, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. (DFPA/TH1)
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