"Venture Capital keine Anlageklasse für die meisten großen institutionellen Investoren"
Institutionelle Investoren sollten bei aller Konzentration auf Technologie-IPOs ihre Allokation in Venture Capital nicht erhöhen, schreibt David Hunt, CEO des Vermögensverwalters PGIM, in einem Marktkommentar. Anderes gelte nur, wenn der Investor über eine sehr gute Beziehung zu einem der führenden Venture-Capital-Unternehmen verfüge. „Viele Jahre war ich der Überzeugung, dass Venture Capital keine Anlageklasse für die meisten großen institutionellen Investoren ist und besser zu High-Net-Worth-Portfolios passt. Mein jüngster Besuch im Silicon Valley hat mich in meiner Ansicht bestärkt. Drei für mich wichtige Takeaways habe ich von der Reise mitgenommen“, so Hunt.
Als erstes führt Hunt an, dass Venture-Capital-Renditen, wenn die durchschnittliche Rendite akzeptiert werden muss, nicht den Risiko-Rendite-Zielen eines langfristig orientierten Investors entsprechen. Hinzu komme, dass Venture-Capital-Unternehmen seit dem Jahr 2000 durchschnittlich lediglich drei Prozent Rendite und kein Netto-Alpha generiert haben. Die Renditen führender Venture-Capital-Unternehmen seien natürlich viel attraktiver, da sie nachhaltiger sind und sich mit der Zeit sogar noch erhöhen können.
Die zweite Erkenntnis: Es sei äußerst schwierig ausreichend Geld einzusetzen, selbst für größere Fonds. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass die seit dem Jahr 2014 aufgelegten Fonds durchschnittlich nur 140 Millionen US-Dollar eingesammelt haben. Es existieren darüber hinaus nur etwa zwei Dutzend Fonds, die zwei Milliarden US-Dollar und mehr eingesammelt haben. Für einen großen institutionellen Investor bedeute dies, dass selbst wenn er einen Anteil von 100 Millionen US-Dollar bekommen würde, keine großen Auswirkungen auf sein Portfolio haben wird – selbst dann nicht, wenn eine attraktive Rendite erzielt wird. Das Risiko, die operative Komplexität und die notwendige Beaufsichtigung sind Hunt zufolge zu groß für eine Anlageklasse, die am Ende keinen nennenswerten Beitrag zur Rendite des Portfolios liefert.
Drittens, werde von Tag zu Tag mehr Kapital in Venture Capital gesteckt. Die Preise für Venture-Capital-Unternehmen seien zudem heute viel höher als noch vor wenigen Jahren – was die Renditen laut Hunt für das laufende Jahr drücken dürfte. So habe die durchschnittliche Finanzierung der Serie C vor zehn Jahren bei rund neun Milliarden US-Dollar gelegen. Aktuell liege sie bei etwas über 40 Milliarden US-Dollar. Diese Erhöhung helfe diesen Unternehmen, viel länger privat zu bleiben, was wiederum bedeute, dass Venture-Capital-Investoren einen längeren Zeithorizont haben, Renditen zu erwirtschaften.
„In den vergangenen fünf Jahren haben 425 neue Firmen Venture-Capital-Strategien angeboten – insgesamt wurden sogar mehr als 2.300 lanciert. Einige von ihnen mögen in dieser Phase des Zyklus zu optimistisch gewesen sein. Eine bessere Erklärung ist jedoch, dass viele Unternehmen Venture Capital nicht als Anlageklasse, sondern als Forschung und Entwicklung betrachten. Es bietet ihnen Zugang zu neuen Technologien, neuen Geschäftsmodellen und neuer Management-Denke. Viele Unternehmen sind daher dazu bereit, dafür zu bezahlen. Zwar mögen diese Investoren, wenn sie durch eben diese Brille schauen, mit ihrer Investition durchaus zufrieden sein. Es jedoch sehr wahrscheinlich, dass dadurch die zukünftigen Renditen für alle Investoren sinken“, so Hunt abschließend.
Quelle: Marktkommentar PGIM
PGIM Inc. ist der globale Investmentmanager des Versicherungskonzerns Prudential Financial, Inc. Das Unternehmen beschäftigt lokale Experten an 18 Standorten in Nord- und Südamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum. Zum 31. Dezember 2018 verwaltete PGIM Real Estate ein Bruttovermögen von 72,2 Milliarden US-Dollar (50,8 Milliarden US-Dollar netto). (JF1)