Vermögensverwalter: Inflation und Zinssätze bleiben Themen des Jahres
Binnen sechs Monaten stieg der Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen von 2,05 Prozent auf drei Prozent, berichtet der Vermögensverwalter La Financière de l’Echiquier (LFDE) in einem Marktkommentar. Die Reaktion der Märkte auf die Überschreitung der symbolischen Schwelle werfe die Frage auf, ob dieser Anstieg der Zinssätze die Anleger beunruhigen sollte. LFDE meint, dass der Anstieg der Nominalzinsen nicht problematisch sei, wenn er von höheren Realzinsen begleitet werde, die ihrerseits durch die Konjunktur bedingt sind. Nachteilig wäre der Zinsanstieg nur, wenn er durch steigende Inflationserwartungen ausgelöst werde. Dies sei aktuell der Fall und werde durch die Äußerungen der US-Notenbank verstärkt. Diese bekräftige ihren Ausblick auf eine steigende Inflationsrate und das Erfordernis einer Normalisierung ihrer Geldpolitik. Nach Überzeugung von LFDE dürfte die Beschleunigung der US-Inflation jedoch begrenzt und die Zentralbank zu keiner Überreaktion gezwungen sein.
Entscheidend sei die Fragestellung, ob sich die höheren Zinssätze negativ auf die US-Wirtschaft auswirken könnten, meinen Olivier de Berranger, Chief Investment Officer, und Enguerrand Artarz, Cross Asset Manager bei LFDE. Mit einer Rendite von drei Prozent seien die Zehn-Jahrestitel noch von ihrem Niveau des Jahres 2007 entfernt, heißt es dazu. Damals habe die Effektivverzinsung bei fünf Prozent gelegen. Zudem habe sich die Struktur der US-Wirtschaft verändert, erklären die Experten. Die Schuldenlast der Privathaushalte sei geringer geworden und die US-Familien nicht mehr überschuldet. Auch wenn steigende Zinsen sich durch eine geringere Kreditaufnahme der Privathaushalte belastend auf den Konsum auswirken können, werde dies durch den Anstieg der verfügbaren Einkommen infolge der Steuerreform kompensiert. Im Marktkommentar heißt es weiter, dass die US-Unternehmen sich zwar in den vergangenen Jahren neu verschuldet hätten, doch ihr Verschuldungsniveau moderat bleibe. Die niedrigen Zinssätze des vergangenen Jahrzehnts hätten dazu beigetragen, den Anstieg des Schuldendienstes zu begrenzen. Dieser befinde sich aktuell ungefähr auf dem Level von Beginn des Jahres 2012. Auch dort könnte die Steuerreform ausgleichend wirken. Denn Steuersenkungen und Steueranreize für die Rückführung von Gewinnen hätten es den Unternehmen erlaubt, ihre Möglichkeiten zur Selbstfinanzierung zu verbessern und so den Bedarf an neuen Schulden bei höheren Zinsen zu begrenzen.
Im Hinblick auf die Märkte bestünden jedoch grundsätzliche Risiken, heißt es im Kommentar abschließend. Der Zinsanstieg erhöhe implizit die Risikoprämie von Aktien und stärke den Dollar. Dies sei negativ für US-Aktien.
Quelle: Marktkommentar LFDE
La Financière de l’Echiquier (LFDE) wurde 1991 gegründet und gehört mit einem verwalteten Vermögen von rund acht Milliarden Euro und rund 100 Mitarbeitern zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaften in Frankreich. Ihre Tätigkeitsfelder sind die Verwaltung des Sparguthabens und der Finanzanlagen von Privatkunden, Vermögensverwaltern und institutionellen Anlegern. LFDE ist auch in Deutschland, Österreich, Belgien, der Schweiz, Italien und Spanien präsent. (TS1)