"Welche Anlageklassen bei sinkender Inflation profitieren"
Die Inflation wird die Anleger im nächsten Jahr mit einem schneller als erwarteten Rückgang überraschen, schreibt Jacob Vijverberg, Multi-Asset-Investmentmanager beim Vermögensverwalter Aegon Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar. Dies könnte Anleger dazu veranlassen, ihre Vermögensallokation zu überdenken.
Da die Inflation aufgrund einer übermäßigen Verbrauchernachfrage, fiskalischer und geldpolitischer Anreize, eingeschränkter Lieferketten und einer Neuausrichtung der Ressourcensicherheit stark angestiegen ist, befürchten viele Anleger, dass sie sich auf eine strukturell höhere Inflation einstellen müssen, so der Vijverberg. Einige der Faktoren, die in den vergangenen zwei Jahren zu einem Anstieg der Inflation geführt haben, werden jedoch in den kommenden Quartalen nachlassen, was sich auf die Positionierung der Portfolios auswirken werde.
Laut Vijverberg dürfte die Straffung der Geldpolitik die Verbraucherpreise in Zukunft weiter unter Druck setzen, wobei die Auswirkungen der höheren Zinsen sowohl die Hypotheken- und Kreditzinsen als auch die Sparneigung der Verbraucher erhöhen werden. Darüber hinaus sei mit weniger steuerlicher Unterstützung für Privatpersonen zu rechnen Die kombinierten Auswirkungen dürften zu einem Rückgang der Inflation führen, da der Waren- und Dienstleistungskonsum zurückgeht. Eine Verlangsamung könnte schließlich auch dazu führen, dass beispielsweise die Miet- und Lohninflation, zurückgehen.
Anlageklassen, die sich in einem inflationären Umfeld gut entwickeln, unterscheiden sich von jenen, die sich gut entwickeln, wenn die Inflation zurückgeht. Bei Betrachtung der wichtigsten Perioden sinkender Inflation zeigen die verschiedenen Anlageklassen unterschiedliche Ergebnisse, was eine sorgfältige Allokation für Anleger in einem kritischen Moment wie jetzt unerlässlich mache.
Die realen Renditen verschiedener Anlageklassen über kürzere Zeiträume mit rückläufiger Inflation zeigen, dass Rohstoffe, die eine hohe Korrelation zur Inflation aufweisen, bei nachlassender Inflation an Wert verlieren. Die Ursachen seien jedoch nicht eindeutig. Es könnte sein, dass die Rohstoffpreise selbst die Ursache für die sinkende Inflation sind.
Die realen Renditen der anderen Anlageklassen seien laut dem Experten dagegen überwiegend positiv. Eine sinkende Inflation bedeutet in der Regel eine lockere Geldpolitik, was sich positiv auf Risikoanlagen wie Aktien auswirke. In den Jahren 2008 bis 2009 wiesen globale Aktien und REITs aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Finanzkrise stark negative reale Renditen auf.
Andere Anlageklassen weisen eher gemischte reale Renditen auf, so Vijver. Kredite hatten in allen Phasen sinkender Inflation negative Renditen, US-REITs hatten einige positive Phasen, Staatsanleihen hatten eine positive Phase und globale Aktien sogar zwei positive Phasen.
„Auch wenn es schwierig ist, den Verlauf der Inflation vorherzusagen, insbesondere wenn diese sich nach und nach selbst verstärkt, weil Verbraucher und Unternehmen ihr Verhalten in Erwartung höherer Preise anpassen, werden die Märkte beginnen, den Inflationsrückgang einzupreisen - ein wichtiger Zeitpunkt für Anleger, ihre Portfoliopositionierung zu überdenken.
Tatsächlich haben die Märkte bereits begonnen, einen breiten Rückgang der Inflation einzupreisen, was zum Teil auf die Maßnahmen der Zentralbanken zurückzuführen ist. Hohe Inflationsraten sind auf Dauer nicht haltbar. Daher dürfte die Inflation mittelfristig auf die Zielwerte der Zentralbanken sinken.
In Anbetracht eines solchen Szenarios werden risikoreichere Anlagen, dazu zählen beispielsweise höher verzinsliche Anleihen und Aktien, wahrscheinlich besser abschneiden als risikoärmere Anlagen wie Staatsanleihen. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass Rohstoffe eine gedämpfte Realrendite erwirtschaften werden“, so Vijverberg abschließend. (DFPA/JF1)
Aegon Asset Management (Aegon AM) ist der Vermögensverwaltungszweig der Aegon-Gruppe, einem führenden Versicherungsunternehmen in Europa. Aegon AM verfügt über Assets under Management in Höhe von 314 Milliarden Euro (Stand: 30. Juni 2022).