"Wie glaubwürdig ist Italiens Budget-Ankündigung?"
Italiens neue Regierung wird in Kürze den Staatshaushalt für 2019 vorlegen. Entgegen bisheriger Befürchtungen will sich das Land nun an die EU-Spielregeln halten, speziell was die geplante Neuverschuldung angeht. Laut einem Marktkommentar des Investmenthauses Feri spreche vieles dafür, dass Italiens populistische Regierung lediglich auf Zeit spielt, um den Verlauf der Europawahlen im Frühjahr 2019 nicht zu gefährden. Danach seien neue Drohgebärden in Richtung EU und Europäische Zentralbank (EZB) zu erwarten. Noch immer ist Italien – mit offiziell 2,3 Billionen Euro Schulden, einem negativen Target-Saldo in Höhe von rund 480 Milliarden Euro sowie einem chronisch schwachen Bankensystem – das schwächste Glied der Europäischen Währungsunion (EWU).
Gemäß den Ergebnissen der aktualisierten und erweiterten Feri-Studie „Zukunftsrisiko Euro Break Up“ sei Italien derzeit größter Belastungsfaktor des ohnehin fragilen Europäischen Währungssystems. Das Land sei faktisch überschuldet, wirtschaftlich schwach und anhaltend reformunfähig. Auch die Zustimmung zu EU und Euro sei in Italien so niedrig wie nirgendwo sonst in der EWU. Die neue Regierung wolle eine Übernahme von Staatsschulden durch die EZB und schrecke dabei auch vor Erpressung der EWU nicht zurück. Nach anfänglicher Ignoranz hätten inzwischen auch die Finanzmärkte begonnen, offenkundige Italien-Risiken in Form steigender Zinsen und Risikozuschläge einzupreisen. „Dies erzeugt für Italien und den Euro eine gefährliche Dynamik: Die Tragfähigkeit der italienischen Verschuldung sinkt und die Gesamtsituation wird schlimmer“, so Dr. Heinz-Werner Rapp, Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Hinzu komme, dass Ende 2018 die massiven monetären Hilfen der Europäischen Zentralbank ausliefen, was Italien sofort negativ spüren werde. Gleichzeitig lehne eine Gruppe von EU-Mitgliedsländern – bekannt als „Hanseatische Liga“ – höhere Schulden und neue Transferzahlungen in der EWU ab. „All dies schafft eine explosive Gemengelage. Die Eurozone – und der Euro – könnten in den kommenden Monaten stärker unter Druck kommen, als derzeit von den Märkten erwartet“, sagt Rapp.
Die ausführliche Studie des Feri Cognitive Finance Institute hat die maßgeblichen Einfluss- und Belastungsfaktoren der EWU analysiert, speziell deren Zusammenwirken und deren negative Dynamik. Daraus resultieren grundsätzliche Fragen zum Status und zur Zukunft der EWU, einschließlich möglicher Risiko- und Zerfalls-Szenarien („Break Up“). „Seit Erstauflage der Studie im März 2018 – noch deutlich vor den jüngsten Verwerfungen in Italien – sind einige markante Veränderungen eingetreten. Diese betreffen sowohl die politische Architektur der Eurozone als auch deren monetäres und ökonomisches Umfeld“, erläutert Rapp. „Die meisten dieser Entwicklungen wurden zwar schon in der ursprünglichen Studie thematisiert und vielfach sogar explizit prognostiziert“, so Rapp. Einige Punkte hätten sich aber noch schlechter entwickelt als erwartet, speziell was grundlegende Reformen der EWU angehe. Vor diesem Hintergrund sei die Analyse umfassend aktualisiert und in vielen Punkten deutlich erweitert worden.
Quelle: Pressemitteilung Feri
Die Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die 1987 gegründete Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34 Milliarden Euro betreut, darunter rund sieben Milliarden Euro alternative Assets. (JF1)