Winklers Weitblick: „Die Korrektur an den Aktienmärkten nimmt Fahrt auf“
Die Konsolidierung an den Aktienmärkten geht weiter. Dabei ist die Reihe der Belastungsfaktoren, die die Aktienmärkte seit Anfang August dominieren, lang. Im Zentrum der Bewertungskorrekturen steht China, das einen ganzen Fächer an Problemen zu bewältigen hat. Neben einer ausgewachsenen Immobilienkrise kämpft die weltgrößte Volkswirtschaft mit einer tiefen Wirtschaftsflaute und einer ausgeprägten Konsumschwäche, schreibt Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland, in seinem aktuellen Marktkommentar „Winklers Weitblick“.
Laut Winkler bleibt China die Enttäuschung 2023. Durch die schwache wirtschaftliche Entwicklung sinken weltweit die Rohstoffpreise. Dadurch verlieren zyklische Aktien wie beispielsweise Minenwerte deutlich. Der MSCI China hat seit dem Höchststand im Januar dieses Jahres 20 Prozent verloren.
Steigende Zinsen in den USA lasten neben China ebenfalls auf den Entwicklungen der Aktienbörsen, so Winkler weiter. Seit Mitte Juli sei bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen ein Renditeanstieg von 3,75 Prozent auf 4,30 Prozent zu beobachten. Damit seien die Renditen wieder auf dem Höchststand vom Herbst 2022. Eine stark erwartete US-Wirtschaft im dritten Quartal trifft auf einen Anstieg der Inflationsrate von drei Prozent auf 3,20 Prozent im vergangenen Monat. Vor diesem Hintergrund werde es spannend, wie bei der nächsten Fed-Sitzung Mitte September hinsichtlich weiterer möglicher Zinsschritte entschieden wird.
Nervosität und Unsicherheit an den Märkten bestrafen derzeit besonders hoch bewertete Wachstumsunternehmen, die die Erwartungen der Investoren enttäuschen. Dies sei erst vor kurzem am Beispiel von Adyen deutlich geworden. Die Meldung eines Rückgangs des operativen Gewinns um zehn Prozent des niederländischen Zahlungsabwicklers führte zu einem Kurssturz von 40 Prozent. Auch der EuroStoxx50 setzt seine Korrektur fort, während er sich der wichtigen Unterstützungszone von 4.200 Punkten nähert. Dies markiere einen Rückfall auf das tiefste Niveau seit Ende März. Gleichzeitig führe die Konsolidierung an den Aktienmärkten zu einer spürbaren Abkühlung des Sentiments, ganz im Gegensatz zur Euphorie noch Ende Juli. Nach den Kursrückgängen der vergangenen drei Wochen sei kurzfristig zumindest eine Gegenreaktion wahrscheinlich. (DFPA/JF1)
Die St. Galler Kantonalbank Deutschland AG ist eine hundertprozentige Tochter der St.Galler Kantonalbank AG. Die deutsche Gesellschaft mit Sitz in München wurde 2009 gegründet. Im Jahr 2011 wurde eine weitere Präsenz in Frankfurt am Main eröffnet.