Wohninvestments: Deutlich geringeres Transaktionsvolumen zu erwarten
Am deutschen Wohninvestmentmarkt (Transaktionen ab 50 Wohnungen) wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres Immobilien für etwa 8,3 Milliarden Euro gehandelt. Damit war es das zweitumsatzstärkste Quartal im bisherigen Marktzyklus, so der Immobiliendienstleister Savills in einer aktuellen Marktanalyse. Allerdings trug vor allem die Übernahme von Adler Real Estate und ihrer mehr als 58.000 Wohnungen durch Ado Properties maßgeblich zu diesem Rekordvolumen bei. Bedingt durch diesen Sondereffekt stieg das rollierende Transaktionsvolumen der letzten zwölf Monate auf über 22,5 Milliarden Euro an und lag somit um 30 Prozent über dem Vorquartal.
„Unter den großen Wohnimmobilien-AGs hat sich die Konsolidierung weiter fortgesetzt. Gelegenheiten für Übernahmen oder den Erwerb sehr großer Portfolios dürften dadurch noch seltener werden“, konstatiert Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany und fügt hinzu: „Stattdessen beobachten wir seit geraumer Zeit, dass die großen Bestandshalter immer öfter Projektentwickler erwerben. Sie übernehmen somit auch deren Pipeline und sichern sich so einen langfristigen Zufluss an neuen Wohnungen“. Beispiele für solche Käufe von Projektentwicklern sind die Übernahme von Isaria Wohnbau durch Deutsche Wohnen und der Erwerb des Entwickler Bien-Ries durch Vonovia.
Insgesamt wechselten in den ersten drei Monaten etwas mehr als 70.000 Wohnungen den Eigentümer und damit mehr als dreimal so viele wie im ersten Quartal des vergangenen Jahres. Die Zahl der Transaktionen ging hingegen seit Jahresanfang kontinuierlich zurück. In den vergangenen zwölf Monaten wurden etwas mehr als 240 Transaktionen (ab 50 Wohnungen) erfasst. Dies waren rund 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Die Covid-19-Pandemie dürfte diesen Trend erheblich beschleunigen und im kommenden Quartal zu deutlich weniger Transaktionen führen“, sagt Matti Schenk, Associate Research Germany bei Savills und kommentiert: „Noch lassen sich die Effekte des Lock-Downs an den Mietmärkten nur begrenzt messen, doch vor allem bei sehr hochpreisigen Angeboten besteht ein Risiko von Mietabschlägen, da viele Nutzer preissensibler als vor Ausbruch der Pandemie sein dürften. Vor allem Verkaufsprozesse von hochwertigen Neubauten dürften daher in vielen Fällen verschoben werden“.
Die Auswirkungen der Pandemie auf die Vermietungsmärkte hängen laut Savills-Researcher Schenk vor allem von der Art und Dauer der Beeinträchtigungen der Wirtschaft ab. „Viele Mietinteressenten dürften angesichts der hohen Unsicherheit hinsichtlich Beschäftigung und Einkommensperspektiven den geplanten Umzug in eine neue Mietwohnung erst einmal verschieben, insbesondere wenn diese deutlich teurer wäre“, so Schenk. Ob die Covid-19-Pandemie zu langfristig sinkenden Mieten führt, erscheint indes fraglich. In den meisten Städten sind die Leerstandsquoten weiterhin extrem niedrig und zudem könnte der Neubau dieses Jahr deutlich schwächer als erwartet ausfallen.
„Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die Wohnungsmärkte weniger stark betroffen sein werden als die meisten anderen Nutzungsarten“, glaubt Nemecek und ergänzt: „Die vergleichsweise hohe Stabilität der Mieten könnte dazu führen, dass institutionelle Investoren nach oder sogar schon während der Krise den Wohnanteil in ihren Portfolios ausbauen möchten“. „Perspektivisch dürfte die Nachfrage am Investmentmarkt somit steigen, so dass sich insbesondere bei Bestandsportfolios die Bieterprozesse intensivieren könnten“, schlussfolgert Nemecek.
Da während der intensiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Transaktionsaktivität zurückgehen dürfte, geht Savills in den kommenden Monaten von einem deutlich niedrigeren Transaktionsvolumen aus. Bis zum Jahresende rechnet Savills mit einem Volumen im niedrigen zweistelligen Milliardenbereich. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Savills
Savills plc ist ein weltweit tätiges Immobilien-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in London. Tätigkeitsschwerpunkte sind Beratungs-, Management- und Transaktionsdienstleistungen. Das 1855 gegründete Unternehmen beschäftigt über 39.000 Mitarbeiter in mehr als 600 Niederlassungen weltweit.