"Wohnraummangel wird bittere Realität"
Wohnungsbauunternehmen gehen die Aufträge aus, beklagt der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und bezieht sich dabei unter anderem auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) und des ifo-Instituts. Der Auftragseingang im ersten Halbjahr 2023 sei deutlich im Minus.
„Was wir jetzt in den Auftragsbüchern sehen, wird schon sehr bald bittere Realität werden: Erst brechen die Baugenehmigungen und die Auftragseingänge ein, und dann fehlen uns die dringend benötigten Wohnungen. Der Wohnraummangel führt zu steigenden Miet- und Kaufpreisen, die sich keiner mehr leisten kann. Dies führt nicht nur zu sozialem Unfrieden, sondern auch zu einem zunehmenden Fachkräftemangel, da auch der Zuzug nach Deutschland zurückgehen wird. Wo sollen die Menschen denn auch leben und wie sollen sie es sich leisten?“, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe.
Das Statistische Bundesamt hat für das erste Halbjahr im Wohnungsbau einen Einbruch der Auftragseingänge von real 29 Prozent gemeldet. Die Abschwächung am Wohnungsbaumarkt dürfte in der zweiten Jahreshälfte in die Verlängerung gehen. Schließlich hätten im Rahmen des ifo Konjunkturtests im Juli bereits 40 Prozent der Befragten über einen Auftragsmangel geklagt.
Müller: „Der Wohnungsbau befindet sich weiter im freien Fall. Wenn nicht bald gegengesteuert wird, entwickelt sich die Wohnungsfrage zum sozialen Sprengstoff. Wir hoffen, dass die Bundesregierung die Zeit bis zum Wohnungsgipfel am 25. September nutzt, um ein Paket zu schnüren, das hilft, diese fatale Entwicklung aufzuhalten.“
Einziger Lichtblick der baukonjunkturellen Entwicklung im ersten Halbjahr sei der Wirtschaftstiefbau, für den für das erste Halbjahr ein reales Orderplus von fünf Prozent ausgewiesen wurde. Die zusätzlichen Mittel für die Bahn kämen bei den Bauunternehmen offensichtlich an. Dies hätte auch mit dazu beigetragen, dass die Entwicklung im Branchendurchschnitt nicht ganz so schlecht ausgefallen sei wie im Wohnungsbau. Für das gesamte Bauhauptgewerbe werde für das erste Halbjahr ein Orderminus3 von real 12,8 Prozent und für Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat von 2,7 Prozent gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat2 sei der Auftragseingang nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 2,0 Prozent gesunken.
Der Umsatz sei im ersten Halbjahr um real 5,5 Prozent zurückgegangen. Daran hätte auch das Plus im Juni von 2,2 Prozent nichts ändern können. Das Plus sei allerdings nicht auf eine sich verbessernde Baukonjunktur, sondern ausschließlich auf einen statistischen Basiseffekt zurückzuführen: Für den Juni 2022 hatte das Amt ein reales Minus von 11,3 Prozent gemeldet. (DFPA/JF1)
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. mit Sitz in Berlin ist als Zusammenschluss der bauindustriellen Landesverbände die Spitzenorganisation der Bauindustrie in Deutschland.