Zinskommentar Dr. Klein: Wenig Bewegung bei den Bauzinsen
Die Europäische Zentralbank (EZB) drosselt ihr Tempo bei der Anhebung der Leitzinsen: Erstmals seit Juli letzten Jahres geht sie mit plus 0,25 Prozentpunkten einen kleineren Schritt als bisher. Gleichzeitig betont Notenbank-Chefin Lagarde, dass die Zinsen noch weiter angehoben werden müssen, um die Inflation zu senken. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Kreditvermittlers Dr. Klein, erläutert im „Zinskommentar“ des Unternehmens, wie sich der Zinsentscheid auf die Baufinanzierungszinsen auswirkt.
„Die Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte ist erwartet worden und bereits an den Finanzmärkten eingepreist“, so Neumann. „Die Zinsen für Baufinanzierungen zeigen keine größeren Reaktionen auf die Entscheidung der EZB und verlaufen derzeit relativ ruhig seitwärts.“ Der repräsentative Bestzins des bundesweit tätigen Vermittlers für eine zehnjährige Baufinanzierung beträgt aktuell 3,41 Prozent (Stand: 9. Mai 2023). Vor der geldpolitischen Sitzung der Notenbanker war auch ein doppelt so hoher Zinsschritt für möglich gehalten worden. Dass die EZB nun das Tempo reduziert, mit dem sie die Inflation bekämpft, wertet der Spezialist von Dr. Klein als notwendige Vorsicht: „In der Gemengelage zwischen hoher Staatsverschuldung einzelner Euro-Länder, drohender Rezession und fragiler Stabilität einiger Banken ist der Handlungsspielraum der EZB derzeit eingeschränkt. Um keine zusätzlichen Unsicherheiten zu provozieren, kann sie die Zinsen nicht weiterhin so schnell wie bislang erhöhen, sondern muss behutsam vorgehen.“
Während in den USA mit den Zinserhöhungen bald Schluss sein könnte, gibt Lagarde zu verstehen: Europa stehen weitere Zinsschritte bevor, um die Inflation nachhaltig und deutlich zu reduzieren. Allerdings sei die allgemeine Markterwartung, dass es auch hier eine Pause gibt – vermutlich nach zwei weiteren Zinsanhebungen im Juni und Juli. „Wenn die EZB nach den erwarteten Zinsanhebungen nicht zu einem neutralen Ausblick übergeht, sondern an dem restriktiven Kurs festhalten will, könnte das die Bauzinsen im zweiten Halbjahr noch einmal unter Druck setzen. Denn dieses Szenario findet sich noch nicht im aktuellen Zinsniveau wieder“, so Neumann. Voraussetzung wäre, dass die Inflation – und vor allem die Kerninflation – nicht deutlich zurückgeht, weiterhin Lohnabschlüsse auf jetzigem Niveau stattfinden und sich die Wirtschaft robust zeigt. Vielerorts sinken die Immobilienpreise und Angebote werden nach unten verhandelt. Aber das bringe keine grundlegende Erleichterung für Immobilieninteressenten: Für viele blieben die Gesamtkosten zu hoch. Den Grund sieht Neumann weniger im Zinsniveau, sondern bei den nach wie vor hohen Preisen für die Immobilie selbst sowie den Kaufnebenkosten. Er fordere konkrete Maßnahmen für die Wiederbelebung des Neubaus und ein glaubwürdiges Engagement für privates Wohneigentum. (DFPA/mb1)
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