Zinsrutsch: Konditionen für Baukredite im August laut Interhyp wieder unter drei Prozent
Immobilienkäufer mit Finanzierungsbedarf können etwas aufatmen. Nach dem Rekordanstieg der zehnjährigen Konditionen im ersten Halbjahr auf rund 3,4 Prozent in der Spitze haben die Zinsen im Verlauf des Julis mit mehr als einem halben Prozentpunkt merklich nachgegeben - trotz der historischen Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 21. Juli. Grund dafür sind die Rezessionsbefürchtungen. Das meldet Interhyp, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen.
„Die Leitzinserhöhungen waren schon zuvor weitgehend eingepreist. Zuletzt haben die Konjunktursorgen die Inflationsbefürchtungen überflügelt. Das hat den aktuellen Zinsrückgang bewirkt", sagt Mirjam Mohr, Vorstand Privatkundengeschäft bei Interhyp. Interhyp geht von einem Zwischentief aus und erwartet in den kommenden Wochen ein eher gleichbleibendes Niveau. „Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir aufgrund der Inflation und der Erwartungen an die weitere straffere Geldpolitik wieder leichte Steigerungen", so Mohr. Auch die meisten von Interhyp monatlich im Bauzins-Trendbarometer befragten Experten halten die Gegenbewegung bei den Zinsen für ein kurzfristiges Phänomen. Bis Jahresende prognostizieren die meisten ein Zinsniveau von 3,5 Prozent, einige wenige halten auch vier Prozent für möglich.
Deutliche Schwankungen seien aber weiterhin möglich. „Ob an den Börsen oder den Anleihemärkten: Die sichtbaren Schwankungen bei den Kursen und Renditen in den vergangenen Wochen zeigen die Nervosität der Markteilnehmer eindrucksvoll", sagt Mohr. Interhyp empfiehlt Käufern und allen, die bauen wollen, das Zinsniveau weiter zu verfolgen, und, wenn möglich, das momentan günstige Zinsniveau für sich zu nutzen.
Obwohl die Volkswirtschaften vieler Länder angesichts des Ukraine-Kriegs, der Corona-Pandemie und weltweiter Lieferschwierigkeiten am Rande einer Rezession stehen, haben die Notenbanken mit Blick auf die Rekordinflation zuletzt bekräftigt, dass sie die Normalisierung der Geldpolitik fortführen wollen. Der Leitzins wurde unerwartet kräftig von Null auf 0,50 Prozent angehoben, der Negativzins für geparkte Gelder gestrichen. Darüber hinaus bekräftigten die Währungshüter, den Prozess der Normalisierung der Geldpolitik entschlossen und nachhaltig fortzusetzen. Für die Sitzung am 8. September wird ein weiterer Zinsschritt erwartet. Die amerikanische Notenbank Fed hat indes die längst eingeleitete Straffung der Geldpolitik fortgeführt. Bei der letzten Sitzung Ende Juli erhöhte sie die Leitzinsen wie erwartet um 0,75 Prozent auf 2,25 bis 2,50 Prozent.
Mohr rät angesichts der langfristigen Zinsprognosen: „Wer einen Kredit benötigt, sollte mehr denn je die Konditionen vergleichen, um Zinsdellen bestmöglich zu nutzen". Ebenso wichtig sei eine vorausschauende Planung. Bauspar- oder Forward-Darlehen können im steigenden Zinsumfeld eine sinnvolle Ergänzung für die Immobilienfinanzierung sein und niedrigere Zinsen für die Zukunft sichern. Zudem muss der Wohneigentumserwerb finanziell gut abgesichert sein. „Durch eine angemessene und flexible Tilgungshöhe lassen sich Laufzeiten und Restschuldrisiken steuern. Eine möglichst lange Zinsbindung schützt vor verfrühten Anschlusskreditrisiken", erklärt Mohr. (DFPA/mb1)
Die Interhyp AG mit Sitz in München ist ein Kreditvermittler für Immobilienfinanzierungen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der niederländischen ING Direct.