Metzler: Zinswende in Europa naht
Trendwende der Geldpolitik. Ein günstiges Umfeld für weitere Kurszuwächse bei Aktien besteht. Eine robuste Wirtschaft in der Eurozone und eine neu belebte Achse Paris-Berlin stärken Europas Zusammenhalt. Die USA sind bei nachlassendem Preisdruck auf einem stabilen Wachstumspfad. In Japan findet eine Trendwende statt und China erlebt stabiles Wachstum. Das sind die Kernaussagen des Kapitalmarktausblickes von Metzler Asset Management für das dritte Quartal 2017.
Im Weiteren trifft die Analyse folgende Aussagen und Prognosen: Im zweiten Quartal entspannte sich die Lage am europäischen Rentenmarkt. Grund sei das reduzierte politische Risiko nach den Frankreich-Wahlen. Bundesanleihen verloren darauf etwa 1,1 Prozent und seit Jahresanfang etwa 1,9 Prozent. Der Konjunkturaufschwung und die steigende Inflation sprächen dafür, dass der Abwärtstrend der Zinsen zu einem Ende gekommen sei und eine Trendwende bevorstünde. Höhere Zinsen gefährdeten dann die Finanzen verschuldeter Staaten. Grundsätzlich spräche daher vieles dafür, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf dem Niveau von etwa 0,5 Prozent verharrt.
Die Aktienkurse stiegen im Berichtsquartal gemessen an den MSCI-Indizes.um knapp drei Prozent und von Schwellenländern um mehr als sechs Prozent. Konjunkturdaten und nachlassende politischen Risiken seien ursächlich. Die Inflationsraten blieben unter den Erwartungen und die Notenbanken der Eurozone und Japans hielten ihre Liquiditätsschleusen geöffnet. Die niedrige Schwankungsbreite der Aktienkurse könne dazu verführen, Risiken zu unterschätzen. Zumal die US-Notenbank ihre Bilanz schrumpfen lassen und den Finanzmärkten Liquidität entziehen möchte. Eine Bilanzreduktion Japans in den Jahren 2006/2007 verkraftete der dortige Aktienmarkt nicht gut.
Die Wahl Macrons sorgte für Zuversicht für die Zukunft Europas. Italiens Reformstau und die Brexit-verhandlungen würden als Herausforderungen bestehen bleiben. Italien wird der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge im laufenden Jahr etwa 7,8 Prozent seiner Staatseinnahmen für Zinszahlungen ausgeben. Studien zeigten, dass ein Land anfällig für eine Schuldenkrise wird, wenn es mehr als zehn Prozent der Einnahmen für Zinsen aufwendet. Bei einem Anstieg der Zinskosten von derzeit 2,9 Prozent auf 3,7 Prozent würde Italien die kritische Schwelle überschreiten.
In den USA prägten das zweite Quartal als enttäuschend beurteilte Daten. Sie spiegelten dabei keinen Abschwung wider, sondern einen stabilen Wachstumspfad. Das Wachstum von etwa 2,0 Prozent sei genug, um für eine fallende Arbeitslosenquote zu sorgen. Die niedrige Inflation spräche dafür, dass die US-Notenbank eine Trendwende zu höheren Inflationsraten abwarten dürfte.
Das staatliche, japanische Cabinet Office stellte zum ersten Mal seit sechs Monaten fest, dass sich die Wirtschaftsentwicklung verbessert hat. Dabei verliehen die Investitionsausgaben der Unternehmen dem Aufschwung Stabilität. Wie sich die zunehmende Arbeitskräfte-Knappheit auf die Löhne aus-wirkt, gälte es zu beobachten. Je Bewerber gibt es im Durchschnitt eineinhalb offene Stellen. Ein Wert, der im Boom der 1980er-Jahre nicht erreicht wurde. Steigende Löhne könnten sich positiv auf die Wirtschaft auswirken, da dieser die Firmen zu einem beschleunigten Technologiewandel und erhöhtem Investitionsbedarf zwänge. Chinas Wirtschaft verzeichnete im zweiten Quartal ein Wachstum ohne Auffälligkeiten. Unter der Oberfläche lauerten ungelöste Risiken der Unternehmens-verschuldung und einer denkbaren Immobilienpreisblase. Studien zeigen, dass sich Schulden von Staatsunternehmen nur mit Hilfe einer Privatisierungswelle abbauen lassen.
Quelle: Kapitalmarktausblick drittes Quartal Metzler Asset Management
Metzler Asset Management bietet Vermögensverwaltungsdienstleistungen für institutionelle Kunden und für Privatanleger und gehört zum Bankhaus B. Metzler seel Sohn & Co. KGaA. (TS1)