Der private Anlagemarkt am Ende oder vor der Wende?
Unter diesem Titel erschien am 16. Januar 2017 die Ausgabe 01/02 der Kapitalanlagezeitung „EXXECNEWS“. Im Leitartikel fasst „EXXECNEWS“-Herausgeber Dr. Dieter E. Jansen die Einschätzungen der KVGen zusammen, wie sich der Markt 2017 entwickeln wird. Wo liegen die Hemmnisse am Markt für Sachwertanlagen? Welche Schritte sind notwendig? Denn im Jahr 2016 sind bei weitem nicht so viele AIF-Emissionen an den Markt gekommen wie erwartet und angekündigt.
Die Vorteile der Regulierung durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) seien beim Vertrieb und beim anlagewilligen Publikum nicht ausreichend bekannt. Gespräche mit Geschäftsleitern und Vertrieben, die „EXXECNEWS“ das Jahr über führte, hätten das klar ergeben. „EXXECNEWS“ hat nachgefragt, ob das immer noch so ist. Die Antworten seien eindeutig und einhellig: Es ist noch so. Wissens- und Überzeugungslücken überall in der deutschen Berater- und Investoren-Szene. Marco Ambrosius, HTB Hanseatische Fondsinvest, Bremen, meine, dass eine Differenzierung der alten und neuen regulierten KAGB-Welt noch zu wenig stattfinde. Die Vertriebe sollten ihre Kunden über die Vorteile wie Transparenz und Sicherheit, die das KAGB leistet, intensiver aufklären. Ambrosius Position werde weitgehend von allen KVGen geteilt. Martin Stobinski, Geschäftsleiter Conti KVG, München, fügt diesen Aspekt hinzu: „Der Track-Record ist einfach zu schlecht! Alleine die Regulierung wird das auch nicht heilen können oder in der Zukunft verbessern!“
Zu konstatieren, dass der Vertrieb nicht informiert ist und kein Vertrauen hat, helfe nun aber nicht weiter. Das hätten viele Verantwortliche längst erkannt. Helmut Schulz-Jodexnis, Leiter Produktbereich Sachwerte, Jung, DMS & Cie., habe wenigstens hundert Roadshows veranstaltet, um seinen Vermittlern über diese Probleme, vor allem aber über die Vorzüge der Regulierung, Auskunft zu geben und diese zu informieren. Die Umsatzzahlen der Gruppe haben sehr positiv reagiert. Anselm Gehling, Chef der Dr. Peters Gruppe, sei ein strategisch denkender Konzernchef. Er sei der Meinung, dass es Sache der KVGen und der anderen Emittenten ist, den Informationsmangel am Markt zu beheben. Dabei will er sogar ein Budget zur Verfügung stellen. Nur wie soll das umgesetzt werden? Gehlings Initiative treffe bei vielen Marktpartnern auf Follower.
Aber auch auf Gegenwind: „Eine budgetierte Interessenvertretung halten wir nicht für sinnvoll. Diese gibt es schon“, teilte Thomas Kuhlmann, Hahn Gruppe, Bergisch Gladbach, mit. Gerd Johannsen, Commerz Real, teilt Gehlings Meinung ebenfalls nicht, das zeigen seiner Meinung nach die Mittelzuflüsse bei den Offenen Fonds. Marco Ambrosius schlägt vor, dass die Presse, unterstützt durch die Marktteilnehmer, Finanzaufsicht und Verbände, diese Basisarbeit leisten sollen. Dirk Meißner, Vorstandschef ZBI, Erlangen, dazu: „Die Kapitalverwaltungsgesellschaften sind finanziell gar nicht in der Lage der breiten ‚Publikums-Bevölkerung‘ den Mangel in der Kenntnis um die ‚weiße AIF Welt‘ zu erläutern. Es sollten die KVGen darüber nachdenken, ....wie sie das Thema MIFID .... angehen wollen, zum Beispiel wie sie ihren Vertrieben bei den Themenstellungen Zuwendungen (Inducements) und Aufzeichnungspflichten (Taping) helfen können. Wenn dieses Thema nicht gelöst wird, dann nutzt auch eine entsprechende Akzeptanz von Geschlossenen Publikums-AIF oder Werbung nichts, weil es dann keinen freien Vertrieb mehr geben wird.“ Zustimmend zu Gehlings Ideen äußert sich Dr. Guido Komatsu, Geschäftsführer der Adrealis Service KVG. „Ja, Herr Gehling hat Recht, wir würden dabei mitmachen, aber es muss eine Gemeinschaftsaktion sein, die als langfristige, glaubwürdige und breit über Fach-, Wirtschafts-und Tagesmedien angelegte PR-Kampagne umgesetzt wird. Keine Schönfärberei a la ‚kleines Wirtschaftswunder‘“ (Anmerkung der Redaktion: so hieß die Kampagne des bsi-Verbandes). Philipp Herrmann und Matthias Bruns, INP Invest Hamburg, unterstützen Gehling auch, ergänzen aber: „Die Akzeptanz von AIF auch, aber nicht nur, durch die Marktpartner [....] verbreitet werden kann." Insgesamt stoße Gehlings Meinung überwiegend auf Zustimmung bei den von „EXXECNEWS“ befragten KVG-Kollegen.