Profitabilität von Fluggesellschaften liegt auf Rekordniveau
Die Kapitalanlagezeitung EXXECNEWS veröffentlichte am 10. April 2017 einen Gastbeitrag von Jochen Hörger, Mitglied der Geschäftsführung der KGAL Investment Management, über die Investitionschancen der Asset-Klasse Aviation.
Er sieht den Luftverkehrsmarktim Aufwind, da die Fluggesellschaften ihre Hausaufgaben gemacht und erfolgreiche Restrukturierungs- und Flottenerneuerungsprogramme durchgeführt haben. Ein weiterer Treiber sei der niedrige Ölpreis. In Zahlen betrachtet sei die Luftfahrt durch stabiles Wachstum geprägt. So ist das Passagieraufkommen 2016 den Angaben des Dachverbands der Fluggesellschaften IATA (International Air Transport Association) zufolge um 6,3 Prozent gewachsen. Dieser Wert liegt zwar unter dem Ergebnis des Vorjahres von 7,1 Prozent, überschreitet aber das in den vergangenen Jahren durchschnittlich erzielte Wachstum immer noch deutlich. Mit einem Gewinn von 35,6 Milliarden US-Dollar konnte die Branche sogar einen weiteren Rekord aufstellen.
Für 2017 seien die Prognosen ebenfalls vielversprechend. Zwar erwarte die IATA eine leichte Verlangsamung der Entwicklung. Entsprechend soll das Wachstum im Passieraufkommen etwa 5,1 Prozent betragen und damit im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre liegen. Die für 2017 erwarteten Gewinne in Höhe von 29,8 Milliarden US-Dollar erzielen immerhin noch das dritthöchste Ergebnis für die Branche. Dabei werden die Gewinne weiterhin hauptsächlich von Fluglinien aus Nordamerika, Europa und Asien erzielt.
Kräftiges Wachstum konnte auch die Weltflotte im Jahr 2016 verzeichnen. Gemessen in Sitzen stieg die Transportkapazität um 5,2 Prozent. Dies lasse sich hauptsächlich auf neu ausgelieferte Flugzeuge zurückführen. Für 2017 dürfte der Anstieg ungefähr auf dem gleichen Niveau liegen. Dabei ermöglicht es die neueste Generation der sogenannten Narrowbodies den Fluggesellschaften sogar, den Kerosinverbrauch als den wesentlichen Kostentreiber der Branche zu minimieren. Der Grund hierfür sind energieeffizientere Triebwerke, durch die sich Modelle wie der A320neo von Airbus oder die 737 MAX von Boeing auszeichnen. Airbus verspricht durch den Einsatz des Neo (New Engine Option) je nach Streckenprofil eine Treibstoffersparnis von bis zu 20 Prozent. So ist es nicht verwunderlich, dass der Auftragsbestand für Flugzeuge der A320neo-Familie aktuell bei rund 5.000 Maschinen liegt.
Dennoch bleibe die Nachfrage nach den Vorgängermodellen der Airbus A320ceo-Familie (Current Engine Option) weiterhin bestehen. Dies lässt sich unter anderem auf den momentan vergleichsweise niedrigen Ölpreis zurückführen, der die Notwendigkeit besonders treibstoffsparender Flugzeugtypen etwas in den Hintergrund gedrängt hat. Argumente lassen sich für beide Flugzeugvarianten finden. Während das effizientere Triebwerk, geringere Betriebskosten und eine bis zu zehn Prozent höhere Reichweite für den A320neo sprechen, zählen der erheblich geringere Anschaffungspreis und das niedrigere Leergewicht zu den Vorteilen des A320ceo. Die Lande- und Flugsicherungsgebühren werden in der Regel auf Basis des Gewichts berechnet. Zu welchem Zeitpunkt sich die höheren Anschaffungskosten eines A320neo langfristig lohnen, hängt maßgeblich von der Entwicklung des Ölpreises ab. Langfristig sollten jedoch energieeffiziente Modelle ihren Marktanteil deutlich steigern.
Der seit Anfang 2015 vergleichsweise niedrige Ölpreis von zuletzt knapp über 50 US-Dollar pro Barrel wirkt sich generell positiv auf die Rentabilität der Fluggesellschaften aus. Betrug der Anteil der Treibstoffkosten an den Gesamtbetriebskosten 2015 durchschnittlich noch rund 27 Prozent, so ging er im Jahr 2016 auf gut 19 Prozent zurück. Auch in diesem Jahr dürfte der Wert ähnlich günstig ausfallen. Weitere Faktoren, die zur positiven Entwicklung der Luftfahrtbranche beitragen, sind erfolgreiche Effizienzsteigerungsprogramme, die Neuausrichtung der Geschäftsmodelle sowie die allgemeine Konsolidierung. Insgesamt erzielten die Fluggesellschaften 2016 eine durchschnittliche Kapitalrendite von über neun Prozent. Damit lag die Profitabilität auf Rekordniveau. Und dieser Trend sollte sich fortsetzen: Einer aktuellen Umfrage der IATA zufolge rechnen die Finanzvorstände der Fluglinien auch für dieses Jahr mit einer hohen Profitabilität, die mit erwarteten knapp acht Prozent den Höchstwert des Vorjahres nur knapp unterschreiten sollte.
Beeinträchtigungen für den Luftverkehrsmarkt stellten etwa die allgemeine Terrorgefahr oder politische Unruhen dar. Daraus erwachsende negative Folgen sollten allerdings mehrheitlich lokal begrenzt sein und die Nachfrage nicht dauerhaft belasten. Als Investor in die Assetklasse Aviation sei es daher wichtig, bei der Auswahl der Transaktionspartner auf eine größtmögliche Diversifizierung zu achten. So arbeite KGAL beispielsweise mit Fluggesellschaften in Nordamerika, Europa und Asien zusammen. Darunter befinden sich Passagiergesellschaften, die sowohl aus den Segmenten Full Service (FSNC) als auch Low Cost (LCC) kommen. Auf mögliche künftige Herausforderungen seien die Fluggesellschaften außerdem gut vorbereitet, da sie in den vergangenen Jahren strukturelle Anpassungen vorgenommen haben und verbesserte Kostenstrukturen aufweisen.