Robeco fordert neue Wege der Diversifikation
Die aktuellen Marktbedingungen machen es Anlegern schwer, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Kapitalanlagezeitung „EXXECNEWS“ berichtet am 14. März 2016 über die Veranstaltungsreihe „Diversify!“ der Fondsgesellschaft Robeco. Diese geht der Frage auf den Grund, ob die klassische Vermögensallokation an ihre Grenzen kommt und welche Ansätze zur Vermeidung von Fehlern im Vermögensmanagement es gibt. Als Lösungsansatz stellen die Robeco-Experten das Konzept des Faktor Investing vor.
Faktor Investing ist ein systematischer Ansatz, um in den Segmenten des Finanzmarkts zu investieren, die längerfristig eine bessere Performance erzielen als andere. Er basiert auf jahrzehntelanger wissenschaftlicher Arbeit. Eine Vielzahl empirischer Untersuchungen belegt die Existenz von Faktoren. Beispiele für solche Faktoren sind „Value“ (Preisgünstige Aktien erzielen tendenziell höhere Renditen als der Markt), „Momentum“ (Aktien, die in der jüngeren Vergangenheit eine gute Wertentwicklung erreicht haben, werden dies auch in Zukunft tun) und „Low Volatility“ (Weniger riskante Aktien werfen höhere risikobereinigte Renditen ab). Erste Untersuchungen zum Low-Volatility-Faktor wurden bereits in den 1970er Jahren durchgeführt, während die meisten empirischen Studien zu Value und Momentum in den 1990er Jahren abgeschlossen wurden. Bei Robeco konzentriert sich das Quantitative Research-Team seit 1994 auf die Analyse, Bewertung und Konzeption verschiedener Faktor-Strategien.
Das auf der Grundlage dieses Konzepts verwaltete Vermögen dürfte nach Einschätzung der Robeco-Experten weiter zunehmen. So wird sich nach Schätzungen des Research-Anbieters Spence Johnson sich das Volumen von Faktor-Investing-Fonds in Europa von 75 Milliarden Euro in 2013 auf 285 Milliarden Euro in 2018 erhöhen. Der US-Markt hatte bereits 2013 ein Volumen von circa 300 Milliarden Euro. Das Interesse nimmt also zu, folgert Robeco, und rät dazu, nur in nachweislich vorhandene Faktoren zu investieren. Nach Einschätzung der Fondsgesellschaft funktionieren die Faktoren Value, Momentum und Low Volatility besser als neueste, weniger erforschte Faktoren. Das ist eines der Ergebnisse der Arbeit von Joop Huij, dem Head of Factor Investing Research bei Robeco, der für den Zeitraum von 1990 bis 2010 die Daten von rund 7.000 Fonds ausgewertet hat.
Es hat sich gezeigt, dass einzelne Faktoren zwar über längere Zeitabschnitte für eine überdurchschnittliche Performance sorgen. Bei all diesen Faktoren hat es aber schon Phasen gegeben, in denen die Performance unter der eines mit der Marktkapitalisierung gewichteten Index lag. Sie dauern zwischen zwei und sechs Jahren und damit länger, als die Geduld vieler Anleger reicht. Am besten lassen sich diese Phasen durch Diversifizierung mittels Einbeziehung mehrerer Faktoren überstehen: Es sollte immer ein Faktor vorhanden sein, der für Gewinne sorgt, wenn andere Faktoren zu einer unterdurchschnittlichen Performance führen. So erreichten beispielsweise Momentum-Aktien in den Jahren 1998 und 1999 eine gute Wertentwicklung, während Value- und Low-Volatility-Aktien zu kämpfen hatten. (AZ)