Wie erfolgreich sind die großen Lebensversicherer?
Am 2. März 2015 veröffentlichte „Portfolio-international.de“ die Ergebnisse der vierten Untersuchung von Hermann Weinmann, Professor an der Hochschule Ludwigshafen und Leiter des Instituts für Finanzwirtschaft, zu der Frage „Was machen die zwölf Lebensversicherer mit den höchsten Beitragseinnahmen mit dem Geld ihrer Kunden?“ Entscheidend für die Wahl eines Lebensversicherers aus Kundensicht sei nicht die Rechtsform, sondern die Unternehmensführung, also die betriebswirtschaftliche Fähigkeit, für den Kunden eine solide Gegenleistung für seine Beiträge zu erbringen, und die Fairness, ihn auch daran partizipieren zu lassen. Im Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2013 gibt es bei den prämienstärksten Anbietern eine stabile Fünfergruppe, die den Rest deutlich hinter sich lässt: Allianz (Verbrauchernote 1,4), R+V (1,7), Debeka (1,8) Bayern-Versicherung (1,9) und Cosmos Direkt (1,9). Dahinter rangieren mit befriedigenden oder nur ausreichenden Noten zwischen 3,3 und 3,9 diese Anbieter: Nürnberger, Axa, Zurich Deutscher Herold, Aachen Münchener, HDI, Ergo und Generali.
Die Untersuchung rückt – sensibilisiert durch das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) – die Profitabilität der Unternehmen in den Vordergrund. Für diese ist die Rechtsform nicht von Bedeutung. Durch die technische Konstruktion der Lebensversicherung sind Verbraucher und Unternehmen im Erfolgsfall eng miteinander verstrickt und nur durch rechnerische Operationen (Mindestzuführungsverordnung) und Unternehmensentscheidungen auf ihren Anteil hin trennbar. Diese Schicksalsgemeinschaft müsse den Verbrauchern keine Sorgen bereiten. Jedoch zeigt sich, dass sie nicht bei jedem Unternehmen gleich gut aufgehoben sind. Beispiel Rohüberschuss: Die für Überschussbeteiligung und Profitabilität stehende Rohüberschuss-Marge streut erheblich. 2013 standen der Generali nur 6,6 Prozent der Beiträge für Überschussbeteiligung und Unternehmensgewinn zur Verfügung. Bei der Allianz Leben waren es 20,6 Prozent und bei Axa sogar 26,4 Prozent. Alle anderen neun bewerteten Gesellschaften lagen zwischen 11,0 (HDI) und 19,5 Prozent (Debeka). Je höher die Marge, desto höher die Mittel für die Verteilung zwischen Kollektiv und Unternehmen.
Die Fähigkeit der Unternehmen, einen Teil des Rohüberschusses als Gewinn für sich zu beanspruchen, ist sehr unterschiedlich. Von 2009 bis 2013 schaffte etwa Generali nur 15 Millionen Euro kumulierten Gewinn und der HDI 76 Millionen Euro. Das sind gerade einmal 0,6 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent des kumulierten Gewinns der Allianz. Der HDI räumt ein, dass der Jahresüberschuss 2013 im Interesse der Kunden halbiert wurde. Kurzfristig profitieren die Kunden also, aber wie lange noch? Zumal der HDI 2013 die höchsten Abschlussaufwendungen hatte – 7,9 Prozent der Beitragssumme im Neugeschäft – und damit der Kostendruck vor dem Hintergrund des LVRG noch steigt.
Welten liegen auch zwischen den Höchst- und den Tiefstwerten im Überschuss-Reservefaktor. Dieser „Bilanzpuffer“ zeigt die Möglichkeit, die zukünftige Überschussbeteiligung der Kunden aus bereits vorhandenen Mitteln zu bestreiten. Am besten schneiden Bayern-Versicherung (3,4), Nürnberger (3,2) und Allianz (2,7) ab. Probleme hatten 2013 Generali und Zurich (je 0,8). Am Ende zählt für Berater bei der Auswahl des besten Anbieters für seinen Kunden neben der betriebswirtschaftlichen Performance auch die relative Beteiligung der Kunden am Rohüberschuss. Hier sind 2013 Quoten zwischen 83,5 Prozent (Allianz) und 98,3 Prozent (Generali) erreicht worden. Im Kontext mit dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis haben Kunden bei der Allianz aktuell jedoch bessere Karten als etwa bei der Generali.