Auf Sylt fehlen knapp 3.000 Wohnungen
Der Immobilienmarkt auf der Ferieninsel Sylt folgt ganz spezifischen lokalen Regeln: Gute Geschäfte wurden in den vergangenen Jahrzehnten mit Ferienhäusern und Appartements für Touristen und vermögende Deutsche gemacht. Wohnungen für Normalverdiener hingegen sind Mangelware.
Die Zahl nobler Ferienhäuser wächst, die Zahl der Wohnungen, die sich normal verdienende Insulaner leisten können, hingegen sinkt. Die Einwohnerzahl der Insel beträgt aktuell noch knapp 20.000 – und denen mangelt es an Dauerwohnraum. Immer mehr Objekte werden mit Annoncen wie „Reetdach-Doppelhaushälfte in Küstennähe“ für drei, vier oder fünf Millionen Euro als Zweitwohnsitz verkauft. Laut einer Erhebung stammten die Erwerber bei neun von zehn Haus- oder Wohnungsverkäufen nicht von der Insel.
Mittlerweile sind die Mieten auf Deutschlands beliebtester Insel bis auf 700 Euro für weniger als 20 Quadratmeter gestiegen. Das können sich viele alteingesessene Sylter schlicht nicht mehr leisten. Ihnen bleiben nur die Flucht aufs Festland und ein Pendler-Dasein, wenn sie ihren Arbeitsplatz auf Sylt nicht auch aufgeben wollen. So fährt ein Fünftel aller Sylter mittlerweile morgens mit dem Zug auf die teure Nordsee-Sandbank. Andere suchen sich woanders einen Job. „Wir bluten aus“, klagt Petra Reiber, Bürgermeisterin der Großgemeinde Sylt. Grundschulen und Polizeiwachen schließen, Feuerwehrleute fehlen, Hebammen verlassen die Insel.
Laut eines Gutachtens des Berliner Instituts für Stadtforschung und Strukturpolitik fehlen auf Sylt 2.850 Wohnungen. Die Gemeinden möchten bauen, doch die Suche nach geeignetem Bauland ist zäh. Obwohl die Landesregierung Sylt 20 Millionen Euro für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt hat, will Bürgermeisterin Reiber nicht privaten Grund und Boden erwerben, da dieser schlichtweg zu teuer ist. Reiber versucht der Wohnungsnot stattdessen mit dem geografischen Informations- und Planungssystem "GRIPS“ entgegenzuwirken. Das Entwicklungskonzept sieht vor, aus Grundstücken, die in Kommunalbesitz sind, etwa Sportplätze, Friedhofsrandflächen und Wiesen, Bauflächen zu machen.
Quelle: www.rohmert-medien.de