Startschuss für die Erfolgsgeschichte des ELTIF 2.0

Martin Groos

Als 2015 der „European Long-Termin Investment Fund“ („ELTIF“) an den Start ging, waren die Erwartungen groß. Mit dem ELTIF wurde eine Fondsstruktur mit paneuropäischer Vertriebserlaubnis geschaffen, die erstmals auch Kleinanlegern den Zugang zu einem breiten Spektrum an illiquiden Assetklassen erlaubte, wie etwa Investments in Infrastruktur oder Erneuerbare Energien.

Angesichts dieser Ausgangslage hat der ELTIF seine Erwartungen bisher nicht erfüllt. Seit Einführung des ELTIF-Regimes bis Ende 2023 haben EU-weit lediglich 95 ELTIFs das Licht der Welt erblickt, mehr als die Hälfte davon in den vergangenen drei Jahren, so die Ratingagentur Scope. Auch der große Vertriebserfolg blieb – von wenigen Ausnahmen abgesehen – bislang aus. Scope schätzt das Volumen des europäischen ELTIF-Marktes zum Jahresende 2023 auf lediglich 13,6 Milliarden Euro, von denen ein Viertel auf die drei größten Produkte entfällt.

Auf die Frage nach den Ursachen gibt es im Wesentlichen zwei Antworten: Für institutionelle Investoren war und ist der Baukasten auch ohne den ELTIF bereits gut genug ausgestattet, um alle gewünschten Investmentstrategien mit passenden Vehikeln realisieren zu können – dank Anzeigeverfahren und Vergleichbarkeitsprüfungen sogar mit relativ wenig Aufwand für den Vertrieb in mehreren europäischen Ländern. Für viele Kleinanleger wiederum waren die Einstiegshürden zu hoch – vor allem die vorgeschriebene Mindestanlagesumme von 10.000 Euro, aber auch ein restriktives Rückgaberecht.

Darauf hat der europäische Gesetzgeber nunmehr reagiert: Seit Anfang dieses Jahres gibt es ein von Grund auf aufgefrischtes ELTIF-Regime, den „ELTIF 2.0“. Scope spricht hierbei sogar von einer „neuen Zeitrechnung“. Die wesentlichen Änderungen: Die regulatorische Mindestanlagesumme für Kleinanleger entfällt, das Rückgaberecht wird für die Anleger vereinfacht und die Fondsmanager sind flexibler bei der Allokation der Assets. So wurden zum Beispiel die Auswahl zulässiger Assetklassen vergrößert sowie mehr Liquidität und höhere Fremdkapitalquoten ermöglicht.

Damit sind einige der bisher größten Hürden für das Retailgeschäft beseitigt. Der ELTIF könnte demnach vor seinem großen Durchbruch stehen. Tatsächlich haben eine ganze Reihe von Anbietern seit dem Startschuss entsprechende Produkte angekündigt. Doch der große Run ist bisher ausgeblieben. Das liegt zum einen daran, dass das Marktumfeld für den Vertriebsstart neuer alternativer Investmentfonds (AIF), wozu auch der ELTIF gehört, derzeit nicht das Beste ist. Auch bei anderen Vehikeln werden Vertriebsstarts oftmals hinausgezögert in Erwartung eines besseren Platzierungsumfelds.

Es gibt aber noch einen weiteren Hemmschuh: Die meisten Vertriebsplattformen sind noch nicht auf den ELTIF 2.0 ausgerichtet. Das Listing von ELTIF-Produkten ist dort bislang nur eingeschränkt möglich. Anbieter, die über keinen eigenen starken Vertriebskanal verfügen, sind daher oftmals noch zurückhaltend. Es ist aber zu erwarten, dass sich dieser Knoten auflöst, sobald letzte technische Regulierungsdetails feststehen und es genug Nachfrage und Produktangebot gibt.

Verwaltungsgesellschaften wiederum müssen sich Gedanken über die operationelle Ausgestaltung machen: Üblicherweise investiert der ELTIF in Anlagen, die lediglich einer jährlichen oder halbjährlichen Bewertung unterliegen, während der Kleinanleger möglicherweise in einer kürzeren Frequenz Anteile zeichnen oder zurückgeben möchte. Hier stehen Verwaltungsgesellschaften vor der Herausforderung, wie eine valide unterjährige Bewertung sichergestellt werden kann.

Alles in allem aber sind für Kleinanleger die Vorteile des ELTIF in seiner neuen Ausgestaltung überzeugend: Das Vehikel ermöglicht es ihnen, mit vergleichsweise kleinen Summen in Assetklassen wie Infrastruktur, Erneuerbare Energien, Private Equity und ähnliche „Real Assets“ zu investieren, und das zu „semi-liquiden“ Konditionen, die mit den Rückgabebedingungen von Offenen Immobilienfonds (OIF) vergleichbar sind, aber gleichzeitig auch ein entsprechendes Liquiditätsmanagement erforderlich machen. Sogar Dachfonds-Strukturen sind mit dem ELTIF 2.0 umsetzbar.

Aus Sicht der Fondsinitiatoren ist neben der zu erwartenden Nachfrage vor allem die gesamteuropäische Vertriebszulassung vorteilhaft. Sie erlaubt es, mehrere große europäische Märkte anzusteuern und so Skaleneffekte zu generieren – ob davon in der Breite Gebrauch gemacht wird, ist angesichts unterschiedlicher Vertriebsmechanismen in den einzelnen Ländern sowie Sprachbarrieren allerdings fraglich. Zusätzlich erlaubt sie es auch, den für die Fondsauflage am besten geeigneten Fondsstandort unabhängig von der Größe des jeweiligen Heimatmarkts auszuwählen und in anderen Zielmärkten zu vertreiben.

Für ein Fazit ist es heute noch zu früh. Doch nach unserer Prognose – und das spiegelt sich in unseren Gesprächen mit Investoren und potenziellen ELTIF-Initiatoren wider – wird der ELTIF als Retailprodukt merklich Fahrt aufnehmen, sobald sich das generelle Marktumfeld verbessert und die letzten Engpässe im Vertrieb beseitigt sind. Allerdings sollte man dabei auch realistische Erwartungen haben. Bis der ELTIF eine vergleichbare Marktdurchdringung hat wie etwa der OIF in Deutschland, wird viel Zeit vergehen. Letztere hatten mehr als 50 Jahre Zeit für ihre Erfolgsgeschichte. Eine solche ist auch dem ELTIF langfristig zuzutrauen.

 

Der Beitrag ist zuerst im Jahrbuch der Deutschen Anlageberatung 2024 erschienen.

Martin Groos ist Geschäftsführer der Universal-Investment-Luxembourg S.A., Luxembourg.

Universal Investment ist eine Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, die im Kern aus drei Kapitalverwaltungsgesellschaften in Deutschland, Luxemburg und Irland besteht. Universal Investment verwaltet ein Fondsvermögen von 1.069 Milliarden Euro. Mit einem Volumen von etwas über 136 Milliarden Euro ist die Luxemburger Kapitalverwaltungsgesellschaft die größte Third-Party Management Company im Großherzogtum und konnte dank eines Wachstums von 15 Prozent den Abstand zu Mitbewerbern weiter ausbauen. Bei den Top 10 der größten luxemburgischen AIFMs konnte Universal Investment wieder den ersten Platz erreichen mit einem Volumen von 119 Milliarden Euro und einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate von 17 Prozent.

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