Analyse: Steigende Lebenserwartung in den USA unterstützt Wiederbelebung des Zweitmarkts für Lebensversicherungen
Die Lebenserwartung in den USA hat sich dem American Council of Life Insurers zufolge dramatisch verbessert. Ein 25-jähriger Amerikaner kann heute davon ausgehen, im Schnitt noch 54,7 Jahre zu leben. Im Jahr 1900 waren es nur 39,1 Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines 2018 geborenen Amerikaners beträgt 76,2 Jahre, die einer Amerikanerin 81,2 Jahre. Darauf verweist der Investment Manager Plenum Investments.
Für Versicherer stelle die Langlebigkeit neben dem Liquiditätsrisiko die größte Herausforderung dar und sie erhöhe langfristig die Kosten. Dennoch nehme die Bedeutung der Lebensversicherung nach Volumen, Zahl und Umsätzen in den USA stetig zu, wobei die Einzel-Lebensversicherung die am weitesten verbreitete Form ist und 2019 etwa 62 Prozent aller Lebensversicherungen ausmachte. Der individuelle Lebensversicherungsschutz belief sich Ende 2019 auf 12,4 Billionen US-Dollar und ist seit 2009 um 1,8 Prozent pro Jahr gewachsen. Die durchschnittliche Höhe der neu abgeschlossenen Einzellebensversicherungen ist von 2009 (172.040 US-Dollar) auf 178.150 US-Dollar im Jahr 2019 gestiegen. 2019 wurden Policen im Wert von 3,1 Billionen US-Dollar abgeschlossen, ein Anstieg von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Obwohl der grundlegende Zweck der US-Lebensversicherung darin bestehe, den Erben oder Begünstigten gegen die wirtschaftlichen Risiken des Todes des Versicherten zu schützen, könne sie auch durch Storno oder Verkauf auf dem Zweitmarkt einen Wert für den einzelnen Versicherungsnehmer generieren. Eine Police verfällt, wenn die Prämie nicht bis zum Ende einer bestimmten Zeitspanne gezahlt wird. Versicherungsnehmer verwenden ihre Policen, um finanzielle Notlagen zu beheben oder langfristige Ziele zu erreichen. Dabei verkaufen sie die in einer fernen Zukunft liegende große Ablaufleistung gegen einen geringeren Betrag, der heute ausgerichtet wird, was die bessere Option darstelle, als die Police durch Nichtbezahlen der Prämie wertlos verfallen zu lassen oder sie der Versicherung zum Rückkauf anzubieten: 2019 wurden auf diese Weise Policen im Wert von drei Milliarden US-Dollar gehandelt.
Während die steigende Lebenserwartung die Versicherer belaste, könne der Zweitmarkt davon sogar profitieren: „Eine höhere Lebenserwartung bedeutet einen höheren Abschlag auf dem realisierbaren Verkaufspreis; der Investor will sich das höhere Risiko entschädigen lassen“, erläutert Dr. Rainer Grünig, CEO von Plenum Investments: „Gleichzeitig steigt mit der Lebenserwartung beim Versicherungsnehmer aber auch der Druck, die Police zu verkaufen, denn damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Versicherungszweck letztlich wegfällt. Der Druck, die im hohen Alter überproportional ansteigenden Prämien weiterhin zu zahlen, fällt mit dem Verkauf ebenfalls weg – das übernimmt künftig der Investor. Mit steigender Lebenserwartung nimmt die Zahl der Menschen zu, die sich zu solchen Themen überhaupt Gedanken machen dürften. Somit steigt auch das Angebot an Policen. So betrachtet muss für den Käufer einer Police der Anstieg der Lebenserwartung kein erhöhtes Risiko darstellen“, begründet Grünig die Marktentwicklung.
Dennoch sei das größte Marktpotential bislang ungenutzt: Nach Untersuchungen des Insurance Studies Institute stornieren jährlich mehr als 500.000 Senioren ihre Lebensversicherung und nur 1.250 nutzen die Vorteile eines Life Settlements. Das bedeutet, dass aktuell nur etwa 0,25 Prozent des adressierbaren Marktes erreicht werden. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Plenum Investments
Plenum Investments AG ist ein unabhängiger, auf Versicherungsrisiken spezialisierter Investment Manager für institutionelle und professionelle Kunden. Die Kernkompetenz liegt im Management von Naturkatastrophen-, Langlebigkeitsrisiken und regulatorischem Versicherungskapital.