Bund der Versicherten warnt vor riskantem Einsatz von Kundengeldern
Die Vorstellungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), wonach deutsche Lebensversicherer künftig verstärkt in Infrastrukturprojekte investieren sollen, stoßen beim Bund der Versicherten (BdV) auf wenig Gegenliebe. Der BdV warnt davor, Kundengelder in hochriskante Projekte zu investieren.
„Eine solide Altersvorsorge darf nicht auf solchen riskanten Investitionen aufbauen“, kritisiert BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. „Wenn sich die Politik zu diesem Schritt entscheidet, dann ist eine risikobasierte Aufsicht der Versicherungsunternehmen nicht mehr möglich. Hier wird fahrlässig mit der Sicherheit und Stabilität der Deutschen Lebensversicherung gespielt.“
GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland fordert die Politik auf, für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen und schlägt vor, den Versicherern Garantien für ihre Investitionen auszusprechen. Etwaige Verluste gingen auf diese Weise zu Lasten des Steuerzahlers. „Das ist nichts anderes als eine versteckte neue Staatsverschuldung“, so Kleinlein. „Um das Symbol der schwarzen Null im Staatshaushalt zu bewahren, soll eine Teilprivatisierung der Infrastruktur durch die Hintertür erfolgen.“
Zur Umsetzung der Pläne erwarte Erdland Anreize seitens der Politik. So sollten Infrastruktur-Projekte nicht nach den Regeln von Solvency II mit 49 Prozent Eigenkapital unterfüttert werden müssen, sondern lediglich mit 20 bis 25 Prozent. Das Prinzip, dass hohes Risiko mit hohem Eigenkapital zu unterlegen sei, werde damit aufgeweicht. Der BdV sieht dadurch Gefahren für die europäische Versicherungsaufsicht: „Folgt man diesen Vorschlägen, ist das neue Aufsichtsrecht Solvency II von vornherein gescheitert“, so Kleinlein.
Quelle: Pressemitteilung BdV
Der 1982 gegründete Bund der Versicherten (BdV) ist mit mehr als 52.000 Mitgliedern Deutschlands größte unabhängige und gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation für private Versicherungsfragen. Dabei erhält der BdV weder staatliche noch andere Zuwendungen. Er finanziert sich fast ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen. (TH1)