DFSI: Lebensversicherer entlastet – aber noch nicht über den Berg
Der Garantiezins von bis zu 4,0 Prozent, den die Lebensversicherer ihren Kunden beim Abschluss klassischer kapitalbildender Lebens- und Rentenversicherungen früher auf den sogenannten Sparanteil ihrer Beiträge versprochen haben, lasse sich heutzutage kaum mehr erwirtschaften. Deshalb schmolz der Garantiezins bei Neuverträgen auf 0,9 Prozent zusammen. Was inflationsbereinigt nicht mal mehr für den Erhalt der Kaufkraft ausreicht. Das führt das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) in einer Studie an.
Zudem führte die Politik 2011 die Zinszusatzreserve (ZZR) ein. In diese mussten Lebensversicherer immer größere Teile ihres Gewinns einstellen, um die höheren Garantiezinsen der Altverträge möglichst so lange bedienen zu können, bis die EZB die Zinswende vollzogen hat. Bis Ende 2017 wurden branchenweit rund 60 Milliarden Euro in die ZZR gepumpt. Doch die Methode, nach der die Zuführung zur ZZR berechnet wurde, führte dazu, dass die Schutzfunktion der ZZR sich in ihr Gegenteil verkehrte. Die ZZR wurde zur Belastung für die Branche, weil die Lebensversicherer zu schnell zu viel Geld in diese Reserve einschießen mussten. Daher änderte die Politik 2018 die Berechnungsmethode. Der Finanzpuffer wird nun deutlich langsamer aufgebaut. So flossen 2018 lediglich noch sieben bis acht Milliarden Euro in die ZZR – bis zu 14 Milliarden weniger als es nach der alten Berechnungsmethode gewesen wären.
Dies habe in der Folge dazu geführt, dass sich die Überschussdeklarationen für 2019 gegenüber 2018 minimal erholt haben. Im Schnitt stiegen sie von 2,19 Prozent auf 2,22 Prozent. Dennoch gebe dies Anlass zur Hoffnung: „Zwar zeigen sich in den aktuellen Überschussdeklarationen die Auswirkungen der geänderten Berechnungsmethode noch nicht sonderlich stark, doch das dürfte sich ändern“, sagt Thomas Lemke, Geschäftsführer des DFSI. „In den kommenden Jahren dürften sich die Geldströme umkehren: Anstatt in die ZZR einzahlen zu müssen, werden die Versicherer dann Kapital entnehmen, um die Ausschüttungen an die Kunden zu erhöhen.“ Doch trotz dieser Entlastung sei die Krise der deutschen Lebensversicherer noch nicht vorüber, wie die aktuelle DFSI-Studie zeige. Unterm Strich erreichten bei den Direktversicherern lediglich Europa Leben und Hannoversche Leben die Gesamtnote „Exzellent“. Bei den Service-Versicherern schaffte das mit der WWK nur ein einziger Versicherer. Allerdings kamen fünf weitere Service-Versicherer (HUK Coburg, Ideal, Deutsche Ärzteversicherung, die Lebensversicherung von 1871 und Continentale) auf die Gesamtnote „Sehr Gut“. Bei den Direktversicherern schaffte dies mit der Neuen Bayerische Beamten lediglich ein Anbieter.
Insgesamt erhielten sechs der insgesamt 65 bewerteten Lebensversicherer – sechs Service- und ein Biometrie-Versicherer – die Gesamtnote „Sehr Gut“. Mit der Note „Gut“ wurden 44 Versicherer bedacht. Neun Versicherer boten in Sachen Zukunftssicherheit insgesamt „Befriedigende“ Leistungen. Mit den Service-Versicherern Süddeutsche Leben und RheinLand Leben sowie dem Run-Off Athene schafften jedoch drei Unternehmen lediglich ein „Ausreichend“.
Quelle: Pressemitteilung DFSI
DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern, Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen sammelt und bewertet. (mb1)