Fitch Ratings: Stabiler Ausblick für deutsche Lebensversicherungen
Die Ratingagentur Fitch hat den Ausblick für den deutschen Lebensversicherungssektor von negativ auf stabil geändert. Dies spiegele die guten Fortschritte der großen Versicherer bei der Anpassung an die beiden Herausforderungen der anhaltend niedrigen Zinsen und der Einführung von Solvency II wider.
Die deutschen Lebensversicherer haben ihren Neugeschäftsmix auf fondsgebundene und hybride Produkte mit geringeren Investitionsgarantien verlagert und erhöhen die durchschnittliche Laufzeit ihrer Vermögenswerte näher an die ihrer Verbindlichkeiten. Diese Schritte machen ihr Geschäft allmählich besser für Solvency II geeignet und ihr Kapital und ihre Erträge weniger anfällig für niedrige Zinssätze, so Fitch in der Begründung.
Die Versicherer werden von der diesjährigen Reform zur Reduzierung der Anforderungen an den Aufbau von Pufferreserven gegen niedrige Zinsen (Zinszusatzreserve) profitieren. Dies wird die Einschränkungen bei der Vermögensallokation verringern, so dass sie mehr in Übereinstimmung mit dem wirtschaftlichen Risiko/Rendite-Appetit investieren und bei steigenden Marktzinsen besser positioniert sind, prognostiziert Fitch.
Die durchschnittliche laufende Rendite der Kapitalanlagen der deutschen Lebensversicherer liege trotz der allmählichen Margenerosion immer noch über der durchschnittlichen effektiven Garantie für ihr Bestandsgeschäft, da die Versicherer die fälligen Anlageerträge zu niedrigeren Renditen reinvestieren. Die Garantien für das Neugeschäft liegen deutlich unter den aktuellen Marktrenditen und tragen dazu bei, die zukünftigen Anlagemargen der Versicherer zu schützen, so Fitch.
Die Erträge aus dem Versicherungsgeschäft und die Kostenbelastung haben für die deutschen Lebensversicherer bei sinkenden Kapitalerträgen an Bedeutung gewonnen. Diese Ertragskomponenten spiegelten eine konservative Preisgestaltung wider und sollten sicherstellen, dass große Versicherer auch bei anhaltend niedrigen Zinsen profitabel bleiben, da Non-Investment-Einnahmen zur Finanzierung von Kundengarantien beitragen können, wenn die Kapitalerträge allein nicht ausreichen.
Deutsche Lebensversicherer profitieren von einer 16-jährigen Übergangsfrist zur Erfüllung der vollen Solvency II-Kapitalanforderungen, die in etwa der durchschnittlichen Abwicklungszeit für das vor Inkrafttreten von Solvency II im Jahr 2016 abgeschlossene Geschäft entspricht. Die meisten Unternehmen haben jedoch Ende 2017 die vollen Anforderungen komfortabel erfüllt. Lediglich acht Versicherer mit einem Marktanteil von zusammen zwei Prozent benötigten Übergangsregelungen, um die Mindestanforderungen zu erfüllen, beschreibt Fitch die Entwicklung.
Quelle: Ratingmitteilung Fitch
Fitch Ratings wurde 1913 gegründet und ist eine Ratingagentur mit Firmensitzen in New York und London. Die Ratingagentur ist weltweit in 30 Ländern präsent. (AZ)