GDV: Wie die Versicherer auf den Niedrigzins reagiert haben
Die Versicherer sind als Finanzierer für die Volkswirtschaft unverzichtbar, müssen ihre Anlagepolitik aber auch an die extremen Marktbedingungen anpassen. Die langfristigen Veränderungen macht eine neue Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) deutlich.
Die deutschen Erstversicherer haben in den vergangenen Jahren ihre Kapitalanlagen zunehmend an das Niedrigzinsumfeld angepasst. So hat sich der Anteil von Aktien, Beteiligungen oder Immobilien seit 2011 von 9,8 auf 17 Prozent fast verdoppelt – und das bei einem insgesamt gestiegenen verwalteten Vermögen. In absoluten Zahlen lag das Volumen dieser Anlageklassen Ende 2020 bei 256,1 Milliarden Euro, Ende 2001 waren es erst 104 Milliarden Euro, wie die GDV-Analyse der Kapitalanlagen zeigt.
Demgegenüber ist der Anteil von Anleihen in den Portfolios gesunken – von 88,7 Prozent Ende vor knapp zehn Jahren auf nunmehr 81,8 Prozent. Doch auch innerhalb der Rentenanlagen gibt es Umschichtungen, mit denen die Unternehmen auf die schwierigen Marktbedingungen reagieren. So hat sich der Wert der über Fonds gehaltenen Rentenpapiere seit Ende 2011 auf annähernd 450 Milliarden Euro verdoppelt. Versicherer nutzten Fonds häufig für Investitionen in alternative Anlagen und regionale Diversifizierung, um Risiken besser zu streuen.
Auch als Kreditgeber für Firmen treten die Versicherer immer stärker in Erscheinung: Etwa 19 Prozent ihrer Kapitalanlagen entfielen Ende 2020 auf Unternehmensanleihen. Die Versicherer betreiben das Geschäft neben den Banken, von denen sich einige aufgrund regulatorischer Auflagen von Teilen der Unternehmensfinanzierung zurückgezogen haben. Auch der Kauf von Anleihen mit längeren Laufzeiten sei eine Strategie, mit der die Versicherer auf die extrem niedrigen Zinsen reagieren. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 489.000 Mitarbeitern, 446 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,7 Billionen Euro zusammengeschlossen.