Regulatorik und Kapitalanlage: 7. Messekongress "Finanzen & Risikomanagement"
Im Bereich Finanzen und Risikomanagement sind die großen Treiber seit langem der Zins und die Regulatorik. Die beiden Themen standen auch auf dem diesjährigen Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ der Versicherungsforen Leipzig am 19. und 20. Juni 2018 im Mittelpunkt.
In einer Keynote referierte Dr. Ralf Kantak (Süddeutsche Krankenversicherung) über die Herausforderungen beim Risikomanagement und bei der Kapitalanlagestrategie im aktuellen Zinsumfeld. Er stellte heraus, dass Private Krankenversicherungen durch die lange Duration ihrer Verträge (Alterungs-)Rückstellungen für besonders lange Laufzeiten bilden müssen. Im aktuellen Zinsumfeld lassen sich mit klassischer Kapitalanlage (wie Pfandbriefe und Staatsanleihen) jedoch keine ausreichenden Erträge erzielen. Sachwertreserven (wie Immobilien oder Aktien) könnten helfen, zukunftsfähig zu bleiben. Die Süddeutsche Krankenversicherung versuche daher die Kapitalanlage unter optimaler Nutzung von Risikobudgets aufzuteilen.
Solvency II und vor allem die umfangreichen Berichtspflichten wurden auch auf dem diesjährigen Messekongress diskutiert. Einen vorausschauenden Umgang mit Risiken in der Unternehmenssteuerung sieht Reimar Volkert (LVM Versicherung) zweifelsohne als notwendig, jedoch ist seiner Meinung nach das Korsett ORSA (Own Risk and Solvency Assessment) dafür zu eng definiert. Volkert wies darauf hin, dass Unternehmenssteuerung und Risikomanagement eine kontinuierliche Managementaufgabe seien und warf die Frage auf, ob eine Berichterstattung über die Managemententscheidungen im vergangenen Jahr sinnvoller sei als die jetzige Vorgabe des ORSA. Auch bemängelte er, dass die hohen formalen Anforderungen und die drohenden „Sanktionen“ nicht förderlich für einen vorausschauenden und transparenten Umgang mit Risiken seien. Thomas Korte (Ottonova) führte zudem an, dass glaubwürdig umgesetzte und transparente Strategien zum Umgang mit Risiken – gerade unter Solvency II – für alle Beteiligten ein Schlüssel zum Unternehmenserfolg sind.
Umfassend diskutiert wurden während der zweitägigen Veranstaltung auch die BaFin-Prüfungen im Rahmen von Solvency II. Dr. Christian Winter (Signal Iduna Gruppe) berichtete ausführlich von den Erfahrungen seines Hauses mit der letzten Prüfung. Er berichtete, dass die Prüfung erhebliche innerbetriebliche Konsequenzen gehabt und wichtige Impulse gebracht hat, die noch langfristig nachwirken werden. In der Diskussion mit den Teilnehmern, von denen auch schon viele eine BaFin-Prüfung mitgemacht hatten, wurden jedoch auch kritische Stimmen laut. So wurde nahezu einstimmig bemängelt, dass die BaFin häufig Kritik übt, die Versicherer jedoch im Dunkeln lässt, wo genau nachgebessert werden solle. Dies führt teilweise zu Ratlosigkeit und Unzufriedenheit mit der Aufsicht.
Zum ersten Mal gab es beim Messekongress Finanzen & Risikomanagement neben Fachvorträgen und Keynotes auch eine Pitchrunde mit drei Start-ups. Die Unternehmen Alyne, Anbieter von Risikomanagement, Elinvar, eine digitale Plattform für Vermögensverwalter und Banken, sowie Fincite, ebenfalls Anbieter in der digitalen Vermögensverwaltung, stellten den Teilnehmern ihre Geschäftsmodelle vor. Eine Abstimmung im Publikum kürte Elinvar als besten Pitch; das Start-up darf im September auf dem Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig mit neun anderen jungen Unternehmen um den „Rockstar Award“ kämpfen.
Quelle: Pressemitteilung Versicherungsforen Leipzig
Die Versicherungsforen Leipzig GmbH mit Sitz in Leipzig arbeiten seit dem Jahr 2000 arbeiten eng mit Wissenschaft und Praxis zusammen und widmen sich sowohl im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, Studien und Marktanalysen als auch in verschiedenen Veranstaltungsformaten aktuellen Trends und Entwicklungen der Branche. (mb1)