Solvency-II-Review: Zukunftstauglicher und ausbalancierter Kompromiss
Aus Sicht der in Deutschland tätigen Versicherer macht die Einigung im Trilog der EU-Institutionen den Weg frei für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des Aufsichtsrahmens Solvency II. „Beim Review wurden die Risiken aus Änderungen der Zinsen noch stärker berücksichtigt, insbesondere die Risiken negativer Zinsen – eine Lehre aus den ökonomischen Entwicklungen der letzten Jahre”, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zum politischen Ende des knapp dreijährigen Überprüfungsprozesses.
Der GDV begrüßt, dass der Rat der EU, das Europäische Parlament und die EU-Kommission insgesamt auf zu strenge Verschärfungen der Solvenzanforderungen verzichtet haben. „Solvency II bleibt seinem Fundament treu: Eine konsequente risikobasierte Ausrichtung, die ungewissen Marktentwicklungen Rechnung trägt”, so Asmussen. „Mit dem Review wird auch in Zukunft die starke Solvenzlage der deutschen Versicherer bestehen bleiben.“ Allerdings stünde die Festlegung wichtiger technischer Parameter mit der Überarbeitung der Delegierten Rechtsakte noch aus.
Die Einführung eines Proportionalitätsansatzes, der kleineren und wenig komplexen Versicherern eine automatische Anwendung von Vereinfachungen ermöglicht, markiere für den Sektor einen bedeutsamen Schritt. Es bleibe allerdings abzuwarten, wie viele kleinere Versicherer in Deutschland zur Anwendung proportionaler Erleichterungen tatsächlich berechtigt sein werden. „Die vereinbarten Anwendungskriterien sind zum Teil sehr restriktiv, hier wäre ein größerer Anwenderkreis besser gewesen. Es wird maßgeblich von der praktischen Umsetzung der Aufsichtsbehörden abhängen, ob kleine Versicherer wirklich von der neuen Regel profitieren werden“, sagt Asmussen.
Die weitere Integration des Themas Nachhaltigkeit in das Aufsichtssystem Solvency II hat für die Versicherer laut GDV hohe Priorität. Maßnahmen, die zur sozial-ökologischen Transformation beitragen, seien wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Versicherungswirtschaft befürworte daher die Klarstellungen zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in Solvency II. „Wir Versicherer sehen die Risiken aus dem Klimawandel deutlich. Es ist daher richtig, dass diese Perspektive auch in Solvency II verankert wird", so Asmussen. (DFPA/mb1)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit knapp 481.000 Mitarbeitern, 473 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,9 Billionen Euro zusammengeschlossen.