Solvenztest: Welche Lebensversicherer sich noch Garantien leisten können
Mit der dritten Auflage der Solvenzberichte haben sich die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten der 84 untersuchten deutschen Lebensversicherer im Schnitt um 9,57 Prozent verbessert. Zwölf Gesellschaften befinden sich weiter in enger „Manndeckung“ der Versicherungsaufsicht Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), 2017 waren es elf. Besonders finanzstarke Versicherer weisen stabile Quoten auch ohne Bilanzierungshilfen aus. Darauf verweist Policen Direct, einem Anbieter für Investments in Zweitmarktpolicen.
„Die Versicherer haben den erneuten Solvenztest bestanden. Die stabilen Zinsen von 2018 und sicher auch die Neuregelung der Zinszusatzreserven spiegeln sich in der Verbesserung der Quoten wider, genau wie das Neugeschäft, das sich mehr und mehr von klassischen Garantien verabschiedet“, erklärt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt. Sämtliche Versicherer zeigen aktuell stabile Quoten, 66 von 84 nehmen dafür von der Versicherungsaufsicht BaFin genehmigte Bilanzierungshilfen in Anspruch. Zwölf davon hätten ohne diese Hilfen den Schwellenwert von hundert nicht erreicht. Das ist eine Gesellschaft mehr als noch im Vorjahr.
Besonders finanzstarke Versicherer weisen stabile Quoten auch ohne Bilanzierungshilfen aus. „Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt deutliche Unterschiede bei den Lebensversicherungen auf“, erklärt Kühl. Erstmals habe er für die Untersuchung Versicherer in verschiedene Korridore eingeteilt und daraus entsprechende Schlüsse gezogen. Aus den Nettoquoten leitete er ab, welches Unternehmen sich auch im Neugeschäft Garantien leisten kann und welches bei der Produktentwicklung tendenziell eher kleinere Spielräume hat. 20 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent aktuell vor Herausforderungen, sofern sie noch Neugeschäft betreiben wollen. Bei der Wahl der Produkte für das Neugeschäft und bei der Höhe der Überschussbeteiligung seien sie eingeschränkt.
Insgesamt 27 Unternehmen sieht Kühl im grünen Bereich, mit einer Nettoquote von 150 bis 300 Prozent, und damit weitgehend finanzstark und gerüstet für Extremszenarien. Sie seien in der Lage, den eingegangenen Versprechen unverändert auch in Zukunft nachzukommen. 36 Unternehmen können aufgrund ihrer komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote von mehr als 300 Prozent ihren Kunden höhere Leistungen anbieten, zum Beispiel in Form von Überschüssen oder Garantien im Neugeschäft. Gerade weil es sich um eine Pflichtveröffentlichung handelt, wertet Kühl die Solvenzberichte als wichtige vertrauensbildende Maßnahme: „Die Quoten sind zwar ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit der Lebensversicherer. Aber die Berichte bestehen noch aus weit mehr als diesen Angaben.“
Auch wenn einige Versicherer an ihren Berichten gearbeitet haben und mittlerweile beispielsweise erklären, warum sich Solvenzquoten verändert haben, hält Kühl die Kritik an den Berichten, wie jüngst auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geäußert, für begründet.
Quelle: Pressemitteilung Policen Direkt
Die Policen-Direkt-Gruppe ist Marktführer im Ankauf deutscher Lebensversicherungen und Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarktpolicen. Insgesamt verwaltet Policen Direkt Zweitmarktpolicen im Wert von rund einer Milliarde Euro und ist damit der größte Asset Manager für Zweitmarktpolicen in Deutschland und gleichzeitig größter institutioneller Versicherungsnehmer. (mb1)